Magdalena weint um ihren
Herrn,
drum regnet's an ihrem Tage gern.
Legende:
Maria Magdalena (22. Juli) erscheint besonders in zwei Darstellungen: im Hause des Pharisäers, dem Heiland die Füße waschend, und vor dem Kreuze auf Golgatha kniend und dessen Stamm umarmend, stets tränenüberströmt, mit aufgelöstem, reichen Blondhaar: an Schönheit könnte sie es wohl mit vorgenannten "drei Madl" aufnehmen.
Maria Magdalena im Hause des Pharisäers
und Christus die Füße salbend
Fresko der Nordwand in St. Magdalena in Gschnitz
Brixner Meister, zwischen 1415 und 1430
© Berit Mrugalska, 16. Juli 2005
Einzeln erscheint sie auf den Altären im Schmucke langen Haares, mit Totenkopf und Salbengefäß.
Diese Darstellungen schließen die meisten der vielen
Patronate in sich, die Magdalena ausübt, so der Kammacher und Friseure,
der Salbenmacher und Hersteller von Wohlgerüchen; Zöpfe kürzen
und Haare abschneiden soll man an ihrem Tage.
Aus der Tränenflut der reuigen Sünderin erfloß ihr Schutz
bei Wassergefahr. Darum sind ihre Kultorte auch meist mit heilenden
Brunnen für Augenkranke verbunden. Magdalena-Wasser galt besonders
gut für tränende Augen.
Magdalena, auch Afra und die ägyptische Maria haben das Patronat
für gefallene Mädchen, können aber als Beispiel dienen
dafür, daß über einen reuigen Sünder mehr Freude
sei im Himmel als über neunundneunzig Gerechte.
Magdalena hat als Vorbild christlicher Buße im deutschen Bereiche
schon im 11. Jahrhundert in Hymnen reiches Lob empfangen und Verehrung
erfahren. Zu der haben sicher Künstler und Maler reichlich beigetragen,
wie auch die Verbindung Magdalenas mit dem Erdenwandel Christi, ist
er ihr doch auch noch nach seiner Auferstehung erschienen.
Maria Magdalena liegend dargestellt, mit offenen, langen Haaren und einem Totenkopf
Sie hält zudem einen Becher in der Linken, zu ihren Füßen kauert ein schwarzes Teufelchen
ein Trockenblumenstrauß und ein Rosenkranz wurden ihr beigegeben,
erste Hälfte 19. Jahrhundert
© Berit Mrugalska, 16. Juli 2005
Volkskundliche
Hintergrundinformationen:
Außer daß Dörfer ihren Namen tragen, ist die Heilige
Patronin mehrerer Kirchen und Wallfahrten in Südtirol, so in Mareit,
in Dreikirchen mit Quellenkult, in Moos bei Niederdorf, wo im Chore
der 1491/92 erbauten gotischen Kirche der Maler Simon Mareigl, genannt
Simon von Taisten, das Fresko schuf: Magdalena im Hause des Pharisäers
mit der Fußwaschung Christi.
Und am 22. Juli ziehen seit 1743 die Eisacktaler Zum "Latzfonser
Kreuz", dem heiligen Kreuzkirchlein unter der Kassianspitze und
erbitten von Magdalena Schutz gegen üble Gewitter und vor den Ausbrüchen
des Blankenbaches.
Denn Magdalena ist auch eine Wetterfrau.
Nicht aus mythischen, heidnischen Gründen ist sie
unter die Regenheiligen geraten, sondern wegen der vergossenen Tränenbäche
der Reue über einstige Sünden.
Wenn die Sonne öfter in den warmen Regen hineinscheint, dann kommt
leicht der Schwefeldiesel in die Reben und darum sind in der Meraner
Umgebung im ganzen Juli die "Weimerumgänge", um Segen
für den Weinbau zu erbitten.
Bei Bozen wölbt sich ein Weinhügel auf und trägt das
liebe, traute Kirchlein der heiligen Magdalena. An ihrem Tage werden
dem Bilde die ersten Trauben gebracht. Und hat sich dann der Saft der
Reben geklärt, dann kannst du hier die "Magdalenatränen",
in Flaschen abgezogen, genießen und ihre Wohltat, ihren Segen
loben. Aber bedenke, daß sie den Namen einer Wetterfrau tragen
und beschwöre in dir keinen "Sturm"!
Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 43ff
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