Ist St. Anna erst
vorbei,
kommt der Morgen kühl herbei. -
Werfen die Ameisen auf am Annentag
ein strenger Winter folgen mag.
Legende:
Anna (26. Juli) erscheint selten einzeln, dafür aber
umso öfter als "Anna selbdritt": zusammen mit ihrer Tochter
Maria und dem Jesuknaben.
Durch dies Familienbild, gefördert auch durch die Kunst, trat Anna
besonders in die Welt der Frauen ein und erhielt deren Vertrauen in
Heirat, Ehe, Mutterschaft, Kindersegen, Fruchtbarkeit und in Kindsnöten.
In Wallfahrtsorten traf man, als in früheren Zeiten geopfert, Stachelkugeln
und Schildkrötenmotive als Bitte oder Dank. In Ahornach bei Taufers
ist ihr eine Kirche geweiht und dorthin pilgern die Frauen von weitum
mit ihren Sorgen.
Volkskundliche
Hintergrundinformationen:
Anna war einmal einer der häufigsten Frauennamen und ihre Verehrung
besonders in den Alpenländern verbreitet. In einer Annenbruderschaft
war sogar Kaiser Max.
1151 gab es noch kein kirchliches Annenfest, jedoch am 26. Februar ein
solches der Eltern Mariens. Besonders Franziskaner, Dominikaner, Augustiner
und Karmeliter betrieben seit Ende des 12. Jahrhunderts das Annenfest,
das im 13. und 14. Jahrhundert liturgisch begangen wurde, doch erst
1584 ordnete Papst Gregor Xlll. die allgemeine Feier an. In höchster
Blüte erwuchs der Annen-Kult im 15. und 16. Jahrhundert.
Sie wurde da auch Patronin der Bergleute, die ihr manche Kirche und
Kapelle weihten; ebenso wurde sie, als zum Frauenbereiche gehörig,
Schutzherrin des Gesindes, der Arbeiterinnen und der Armen.
Brauchtum:
Aus dem Patronat für weibliche Fruchtbarkeit erwuchs
der Erntesegen mit Feldumgängen. Regen am Annentage gilt als Segen.
Die Mühlwalder gehen mit dem Kreuz nach Ahornach, um Regen zu erbitten
und haben so viel Vertrauen, daß sie gleich den Regenschirm mitnehmen.
Im obersten Vinschgau wuchern die Annen, namentlich einst im alten,
schönen Pfarrdorfe Graun. Als der große Stausee dieses Dorf
und seine durch acht Jahrhunderte dem Karlinbache aus Langtaufers abgerungenen
Fluren noch nicht überschwemmte, zog am Annentage einer der feierlichsten
Umgänge durch die weiten Wiesen.
In Trens und Stilfes wird dieser Tag auch festlich begangen zum Dank
für die Befreiung vom Feind im Jahre 1703.
Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 51 ff
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