Beim Weben.
Beim Weben muß man, damit es gut gelinge, Folgendes
beobachten.
Wird das Garn auf den Webestuhl gebracht, so muß die Person, welche
den "Reetkamm" hält, wenn das Garn auf den sogenannten
Garnbaum gewunden ist, sogleich den Reetkamm auflösen und mit beiden
Theilen desselben jeder Person, die beim Aufbringen des Garns, bei der
"Scheering", betheiligt war, einen Schlag geben; doch muß
der Doppelschlag in Form eines Kreuzes fallen und dabei gesprochen werden:
E Kriez ok e Schlag,
Oen veertie Dag af!
Das Gewünschte geschieht, das Garn wird schnell abgewebt.
Beim Scheeren macht man alle 8 Ellen einen Strich,
"Schmied", wohl so genannt, weil die Anzeichnung mit
Kohle geschieht; man nennt daher auch ein Stück Zeug von so und soviel
mal 8 Ellen, so und soviel "Schmiede". Kommt nun beim Aufbringen
der "Schmied" auf die linke Seite, so geht es mit dem Abweben
langsam - der "Schmied" ist auf der faulen Seite -; befindet
er sich stets auf der rechten Seite, so geht es flink mit dem Weben.
Ist das Garn soweit abgewirkt, daß man "nachlindern" *)
muß, so thut man wohl, es noch an demselben Tage abzuweben; bliebe
es über Nacht noch auf dem Webestuhle, so würde das nächstgeborene
Kind sich einst aufhängen.
(Samland.)
*) Linder, b. h. loser, nicht
so dicht in der Fadenlage, als die übrige Leinewanb. Das Linderende
ist die Verlängerung des Aufzuges (Scheering) und wird durch ein
Tuch (Lindertuch) oder durch Schnüre, welche um den Linderstock gezogen
sind, festgehalten.
Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann.
Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen,
Berlin 1870. S. 126f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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