LÖWENMAUL (Antirrhinum majus
[Gartenpflanze], Misopates orotium [Wildart]).
aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli,
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Löwenmaul
© von Univ.-Prof. Dr. Walter Larcher freundlicherweise zur Verfügung
gestellt
1. Botanisches. Nicht überall vorkommendes Ackerunkraut mit lanzettliehen Blättern und rosafarbigen Rachenblüten. Das große Löwenmaul (Antirrhinum majus) stammt aus den Mittelmeerländern und wird bei uns oft als Zierpflanze in Gärten gezogen. Auch der verwandte Frauenflachs (siehe dort) wird hin und wieder als Löwenmaul bezeichnet. Unter dem geheimnisvollen Dorant (siehe dort) oder Orant scheint öfter eine Löwenmaul-Art zu verstehen sein 1).
1) Marzell Kräuterbuch 178. 350; vgl. auch Cordus Annotationes 1561, 72 r. s. v. "Orant".
2. Im Altertum galt das Kraut
als Apotropaeum 2). Ein griechischer
Zauberpapyrus nennt
("Hundshaupt" wurde auch das Löwenmaul genannt wegen der
Form der Früchte!) als Zaubermittel 3). Jedenfalls auf diese antiken
Berichte hin erscheint das Löwenmaul bzw. der "Orant" in
den alten Kräuterbüchern als Mittel des Gegenzaubers 4): "die
ammen haben diß krut (orant) by ynnen so die frauwen yn kindes noten
ligent. die geburt ist ynnen dester lichter. Wer diß krut by im
hait vnd gewyhet wirt zu vnßer frauwen Tag assumptionis den mag
keyn zauberey geschaden" 5). Der italienische Botaniker Mattioli
6) erzählt von einem Kettenhund, der von bösen Leuten bezaubert
war, so daß er nicht mehr bellte. Als man jedoch das "antirrhinum"
in die Hundshütte legte, fing der Hund wieder zu bellen an. Auch
die Pflanze "Altvater" (siehe dort), die in der Oberpfalz gegen
Behexung gebraucht wurde, soll ein "antirrhinum" sein 7).
2) :
Dioskurides Mat. med. 4, 130, vgl. Theophrast Hist. plant. 9, 19; antirrinum
... hoc peruncto venustiores fieri nec ullo malo medicamento laedi posse
vel si quis in bracchiali habeat, arbitrantur Magi: Plinius Nat. hist.
25, 129.
3) Denkschrift Akademie der Wissenschaften Wien. Phil. hist. Kl. 42 (1893),
15.
4) Vgl. auch ZfVk. 24, 9; SAVk. 23, 169 f.; Seligmann Blick 2, 97.
5) Hortus Sanitatis. deutsch. Mainz 1485, cap. 295.
6) Kräuterbuch 1563, 519.
7) Schönwerth Oberpfalz 3, 220.
Marzell.