Robbenjagd in Kojda, Russland
© Oksana Fedotova

Kojda ist eine alte Pomorensiedlung, 15 km vom nördlichen Polarkreis entfernt, ganz in der Nähe des Weißen Meeres.

Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Pomorensiedlung Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Hier leben etwa 500 Menschen (davon etwa 100 Kinder und mehr als 150 Pensionierte), die in den harten Klimabedingungen überleben müssen. Die Gemüsegärten, die in anderen Gegenden der ländlichen Bevölkerung eine ziemlich gute Hilfe leisten, bringen hier fast keine Ernte.

Seit alten Zeiten waren die Menschen in den Dörfern und Siedlungen am Meeresstrand mit Robbenjagd beschäftigt und diese Art von Fang existiert in Kojda und manchen anderen Orten immer noch. Es hat sich mit der Zeit natürlich viel verändert. Früher waren das lauter Robbenfangboote, die die gefangenen grönländischen Seehunde nach Kojda brachten.

Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Es waren gefährliche Reisen, viele Menschen kamen dabei um ihr Leben. Zum Andenken an solche Unglücksfälle hat man überall am Meeresstrand hölzerne Kreuze aufgestellt. Auf diesen Kreuzen z.B. kann man noch die Inschrift lesen, obwohl sie schon ziemlich alt sind:

Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Kreuze für Robbenfänger, Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Auf dem rechten Kreuz steht, dass dieses zum Andenken an den Untergang der Robbenfänger des Schiffes „Ioann Zlatoust“ 1910 aufgestellt wurde, auf dem mittleren Kreuz steht die Jahrangabe: 1945, auf dem linken Kreuz kann man schon nichts mehr lesen.

Robbenfang war trotzdem die Beschäftigung, die den Menschen mehr oder weniger guten Verdienst brachte. In Archangelsk funktionierte noch in den 60-er Jahren des 20.Jahrhunderts eine Lederfabrik, die auch diesen Rohstoff benutzt hat. Diese Art von Robbenfang war aber nicht gewinnbringend und man hat später die Strategie verändert.

Heute existiert in Kojda die Fischerei-Kolchose „Befreiung“, die im Frühling den Robbenfang leitet – die Robbenjagd wird nicht mehr mit Booten, sondern mit Helikoptern durchgeführt. Die Kolchose schließt den Vertrag mit der Zweiten Vereinigten Fliegerabteilung in Archangelsk und im März fliegen nach Kojda die Helikopter Mi-8, die statt Boote die gefangenen Tiere auf das Festland transportieren müssen.

Um am Robbenfang etwas Geld zu verdienen, kommen nach Kojda noch die Männer aus manchen anderen in der Nähe liegenden Dörfern.

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Hubschrauber zur Robbenjagd, Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Die Hauptobjekte des Fanges sind jetzt nicht mehr erwachsene Seehunde, sondern die weißen           Jungen, von denen man in erster Linie ihr wertvolles Fell haben will. Den russischen Namen haben sie nach ihrem schönen weißen Fell bekommen -  „белек“ vom „белый“ (weiß).

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Robbe
© D. Bessonov, März 2007

Der Fang verläuft folgendermaßen: zuerst unternimmt man einen Aufklärungsflug, dabei müssen die Eisschollen mit Tieren gefunden werden und die Entfernung bis zum Festland bestimmt werden; denn im Falle, wo diese Entfernung mehr als 150 km beträgt, ist der Fang nicht rentabel.

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

© D. Bessonov, März 2007

Ist eine Eisscholle mit Tieren gefunden, fliegen die Helikopter mit den Arbeitern dorthin und fangen die Jungtiere. Es sind nur knapp ein paar Wochen, wo man Tausende junge Seehunde fängt. Später lernen sie ins Wasser zu gehen und sind nicht mehr leicht erreichbar. Und bis zu diesem Zeitpunkt können sich die Tiere vor dem Menschen überhaupt nicht schützen.

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

gefangene Robben in Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Die jungen Seehunde werden nicht gleich getötet, sondern man hält sie in speziellen Freiluftstallungen und wartet, bis das Fell seine Farbe verändert, es wird dunkler und dadurch noch viel mehr wert. Lieber hätte man sie gleich getötet, denn arme kleine Seehunde, die ihre Mütter verloren haben, müssen noch etwa 3 Wochen in diesen fremden Stallungen verbringen, dabei werden sie gar nicht gefüttert.

Man sagt, sie werden nie still und schreien die ganze Zeit wie kleine Kinder, wenn sie nach ihrer Mutter rufen.

 

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

gefangene Robben in Kojda, Russland
© D. Bessonov, März 2007

Und dann kommt der schreckliche Tag – die Menschen kommen und schlagen mit großen Holzstöcken auf die Nasen der jungen Tiere ein, um sie zu töten, denn gerade in ihren Nasen sind die meisten Nervenenden. Es braucht auch öfters mehr als einen Schlag…

Die Quote Russlands für die grönländischen Seehunde im Jahr 2007 ist 55.000 Tiere.

Robbenjagd, Kojda, Russlannd © D. Bessonov

Tötung
© D. Bessonov, März 2007

In der nächsten Zeit wird die Fangquote auf 100.000 Robben jährlich erhöht werden…

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