Die St. Johannesquelle und Kapelle in Ringsheim / Breisgau
© Klaus Kramer
Das erste Vorgängergebäude der heutigen Johanneskapelle wurde vermutlich bereits in frühchristlicher Zeit errichtet.
„Man erzählt Missionare haben an dem Platz gepredigt, einer wurde erschlagen, eine Quelle sei entsprungen, über der eine Kapelle erbaut wurde“, heißt es in einem Manuskript von Prof. Franz Hoch aus dem Jahre 1948 über die Flurdenkmäler der Gemarkung Ringsheim.
Im Ort heißt es, die Quelle, die noch heute unter dem Altar der kleinen Kapelle entspringt, sei einer der ersten Taufplätze der frühen Christenheit am Oberrhein gewesen. Hierdurch sei die Gemeinde Ringsheim zu seinem Kirchenpatron Johannes dem Täufer gekommen.
Die St. Johannesquelle und Kapelle in Ringsheim / Breisgau
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
1670 wurde die Kapelle neu- oder umgebaut. Das Ensemble der Kapelle und das in ihrer verlängerten Achse davor aufgestellte Kreuz war von Beginn an in seiner heutigen Anordnung als Quellheiligtum geplant und bildete von Anbeginn an eine Einheit. Das frühbarocke Sandsteinkreuz wurde im Jahr nach der Fertigstellung der Kapelle (1671) aufgestellt.
Die heilige Johannesquelle entspringt unter dem Altar. Von hier aus floss es in der Achse des Baus gradewegs zum Kreuz. Innerhalb des Kreuzesstamms wurde es aufwärts geleitet und trat auf der Vorderseite des Sandsteinsockels aus der heute noch erhaltenen Öffnung über ein Brunnenrohr aus, um sich von dort in eine Brunnenschale zu ergießen. Brunnenrohr und -schale fehlen heute.
Aus dem Brunnen bedienten sich die Pilger, benetzten ihre Augen und füllten von dem heiligen Quellwasser etwas ab, um es mit nach Hause zu nehmen. Das überschüssige Wasser floss als Bächlein an dem zur Kapelle führenden St. Johannesweg hinunter zur Straße. Später wurde dieses Rinnsal gefasst.
Während des 17. Jahrhundert pilgerten zu Johannis große Prozessionszüge aus den benachbarten Ortschaften zur ‚St. Johannesquelle’, wie das Volk die heilkräftige Quelle unter dem Altar nannte.
Aber auch sonst suchte man die Quelle gerne auf, denn ihr Wasser galt als besonders heilkräftig und wurde - so die Legende - besonders gegen Fieberkrankheiten und Augenleiden angewendet.
Der Höhepunkt der kleinen Wallfahrt lag im Barock um 1750.
Im 19. Jahrhunderts ging die Wallfahrt deutlich zurück. 1880 wird das Wasser der Johannesquelle über Deicheln zu einem Brunnen beim Wirtshaus zum Ochsen geleitet. Die ausgebohrten Stämme liefert die Gemeinde; der Ochsenwirt musste für den Unterhalt des Brunnens und die Deichelfahrt sorgen. Die Bewohner Ringsheims hatten das Recht am Ochsenbrunnen ihr Wasser zu holen und das Vieh zu tränken. Heute befindet sich der Ochsenbrunnen unterhalb der Kapelle an der Bundesstraße neben einer Bushaltestelle. Es ist überliefert, dass das Vieh das Johanneswasser des Ochsenbrunnens dem des Adler-Brunnens vorgezogen habe.
Heute rücken die Häuser des Neubaugebiets am Johannesgarten dem Quellort immer näher. Auf dem Kahlenberg, an dessen Fuß die Quelle entspringt, wurde eine Mülldeponie angelegt, die vermutlich auch die Wasserqualität des Ochsenbrunnens beeinträchtigt.
Der 1942 verstorbene Ringsheimer Pfarrer Val. Hoch wusste noch zu berichten, dass der Sage nach die Hebamme die kleinen Buben aus dem Johannesbrunnen holt. Kinder, die heute in nächster Nähe der Quelle wohnen und spielen, wissen nichts mehr davon, dass an dem wie verzaubert erscheinenden Ort ein alter Kindlesbrunnen entspringt.
Hier am Kahlenberg lagen in vorchristlicher Zeit Geburt und Tod dicht beieinander. Oberhalb der Kindlesquelle hat man vor Jahren ein alemannischfränkisches Reihengräberfeld aus dem 6./7. Jahrhundert gefunden. Die Verehrung von Quellen spielte im Glauben der hier ansässigen Alemannen eine bedeutende Rolle.
Ebenso wie die Quellen im nahen Ettenheimmünster, muss der glasklare und ganzjährig stark schüttende Johannesquell bereits sehr früh die Aufmerksamkeit der Menschen in dieser Gegend auf sich gezogen haben.
Die St. Johannesquelle und Kapelle in Ringsheim / Breisgau
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Vieles spricht dafür, dass sich an dem Platz, auf dem heute die kleine Kapelle steht, früher ein vorchristliches Quellheiligtum befunden habe. Vielleicht war die Johannesquelle einst der alemannischen Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Perchta, Hulda oder Frau Holle geweiht. Die mächtige Göttin war in Höhlen unter der Erde und in den glitzernden Quellen zu Hause. Aus ihren Brunnen und Quellen wurden die Kinder geboren. Und nach dem Tod kehrte alles Leben zu Frau Holle oder Hulda in die Unterwelt zurück - um darauf über die Quellen wieder in ein neues Leben einzutreten.
Dies kleine Gedicht, das heute als Hinweis auf dem zur Kapelle an der Ringsheimer Bushaltestelle aushängt, entstand vermutlich um 1887 anlässlich einer umfangreichen Restaurierung der Kapelle:
Im Breisgau liegt zu Ringsheim ein Kirchlein altersgrau
Seit sechzehnhundertsiebzig steht dort sein erster Bau;
Am Rand der Heeresstraße, den Pilgern ist’s bekannt,
Dem heiligen Johannes dem Täufer ward’s benannt.
Und unter dem Altar entquillt ein Brünnlein klar,
Das „Sankt-Johannes-Quelle“ getauft vom Volke war:
Zum Zeichen, daß die Heilung dem Blut des Lamm’s entfließt,
Zu Füßen des Erlösers, das heil’ge Naß sich gießt:
Am Kreuz hervor es springet, den matten labt es oft,
Es sprudelt Fieberkranken Genesung unverhofft.
Das Kirchlein trug vor Zeiten ein Silberglöcklein rein,
Das tönte süß und helle in das Gemüth herein.
Doch ach! Es mußt’ verstummen in wilder Kriegszeit:
Durch Feinde beutegierig das Kirchlein ward entweiht,
Das Silberglöcklein stahlen Franzosen in ihr Land,
Darob sich mancher wischte die Thräne mit der Hand.
Des Kirchleins Mauern starrten vereinsamt dann und kahl,
Den Betern läutet nimmer vom Thürmlein Glockenschall.Doch ab und zu glimmte die Andachtsflamme fort,
Erinn’rungsblümlein blühten doch stets am heil’gen Ort.
D’raus sproßte frisches Leben. Jetzt kommt’s wie Frühlingsnah’n:
Mit neuem Kleid das Kirchlein zu schmücken man begann,
Des Priester Wort sich mühte, bis Vieler Herz erweicht,
Bis Baden, Mundelfingen und Freiburgs Spende reicht.
Und vom Kapellenthürmchen soll’s wieder klingen laut,
Sich eilig luftig schwingen ein Silberglöckchen traut.
Es soll wärmer sprühen der Sankt Johannesquell,
Es soll sich höher ringen Gebet an Tempels Schwell’.
Herr Kölble, Muttach, Streicher, die stiften neu Geläut,
Und Pfarrer Herrmann sorgt, das alles wird erneut.
Der Täufer Sankt Johannes, des Kirchleins Schutzpatron,
Mög’ Ringsheim hüten, Schirmen vom Himmeldthron!
Auf dass die Gnadenkapelle, das Glöcklein fein,
In manche Herzen springe und klinge hoch hinein!“
© Klaus Kramer, 6.05.06