DORFSTETTEN, BRÜNDELKAPELLE

Dorfstetten, Bezirk Melk, Niederösterreich

Lage von Dorfstetten

Dorfstetten - Brüdlkapelle © Elfriede Hochher

Bründlkapelle in Dorfstetten
© Elfriede Hochher, 2009

Bründlkapelle oder Heiligenbrunn, auch einst zur hl.Dreifaltigkeit, der Legende nach schon im 11. Jahrhundert bekannt, jedenfalls sehr alt. Schon um 1395 erscheint "datz dem Heiligenprunn" im 1. f. Lehenbuche (Kodex blau Nr. 20, p. 70) und 1502 widmete Kaiser Maximilian I. zur Erbauung einer Kapelle zu St. Ulrichsbrunn neben dem Königinwalde bei Dorfstetten im Winterwalde 100 fl. Es scheint also, daß es sich ursprünglich um ein Ulrichsheiligtum mit üblichem Quellenkult handelte. Das Urbar vom Yspertal führt 1529 das Gütel im "Heylingprunn" an, also wohl bei dieser Kapelle. Nach der Verödung des ursprünglichen Heiligtums erbaute Adam Eus. Freiherr von Hoyos 1638 statt der Kapelle eine Kirche zur hl. Dreifaltigkeit, die 1681 aber wieder als Kapelle "beim Bründl zum sterbenden Heiland" angeführt und "mirakulös" genannt wird. 1689 erfolgte ein Neubau, der auch Meßlizenz erhielt, aber 1786 gesperrt wurde. Bei einer Kirchenvisitation von 1782 wird die öffentliche Kapelle zu "Heillingbründl" (Christi Crucifixi ad Fonticulum) mit drei Altären und einem Portatile angeführt. Ein Weber kaufte die Kirche und wandelte sie in ein Wohnhaus um. Kirche und Quellenkapelle sind aber zwei verschiedene Kultstätten gewesen. Über der Quelle erhebt sich noch immer unterhalb der ehemaligen Kirche im Wiesengrund eine winzige Kapelle mit großem Kruzifix, die man aber nicht betreten kann, da ihr Fußboden eigentlich das Bassin für die Quelle bildet.

Wasserbecken in der Bründlkapelle © Elfriede Hochher

Bründlkapelle in Dorfstetten
Das Wasserbecken anstelle eines begehbaren Fußbodens
© Elfriede Hochher, 2009

Kruzifix (aus der Kirche übertragen oder immer bei dieser Kap.?).

Kruzifix der Bründlkapelle © Elfriede Hochher

Bründlkapelle in Dorfstetten, Kruzifix
© Elfriede Hochher, 2009

Legende:


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Heilquelle, später und wohl auch jetzt noch von Augenleidenden aufgesucht. Es besteht die Vermutung, daß im 17. Jahrhundert hierher Pestwallfahrten geschahen (hl. Dreifaltigkeit!). Jetzt keine Votive mehr, früher Naturalopfer (Wolle, Flachs, Eier).
Am Dreifaltigkeitstag einst großes Jahrmarktstreiben. Jeden Freitag nach dem Neumond (Neufreitag) Gottesdienst mit Amt und Predigt gewesen. Noch heute muß das zur Kirche umgewandelte Haus zweimal im Jahr festlich geschmückt werden, und zwar am Markustag und am Betmittwoch vor dem Auffahrtstag, an welchen Tagen noch immer kleine Prozessionen kommen, wie an den drei Bittagen überhaupt.

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 13

Ergänzungen sind gerne willkommen!