HIRSCHWANG, AUGENBRÜNDL
Hirschwang, Gemeinde Reichenau an der Rax, Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich
Hirschwang "Augenbründl"
© Barbara Albert, 12. November 2008
Augenbründl, angeblich schon seit
dem 15. Jahrhundert als Heiligtum bekannt. Gemauerte Kapelle über
Quelle.
Hölzernes Kruzifix, an dessen Fuß eine Quelle entspringt.
Hirschwang "Augenbründl"
© Barbara Albert, 12. November 2008
Legende:
Hintergrundinformation aus volkskundlicher
Sicht:
Heilquelle, besonders bei kranken Augen.
Hirschwang "Augenbründl"
© Barbara Albert, 12. November 2008
"Das alte Gebet
Augenbrünnle hoamlich kloan
bist mei Zuflucht wann i woan
Neamt da siacht mi in mein Load
wia's Herz druckt unterm Pfoat.
Nur der Herrgott durt vurm Altar
auf mi schaut und tröst mi fürwahr.
Meine Aug'n san miad und blind
Herrgott schau auf dein bittend Kind.
Laß dös Wasserl für mi rinnen,
für die Aug'n und's Herz da drinnen,
laß mi hoamzua friedlich gehn
schenk ma allweil deinen Seg'n.
Alle meine Lieab'm dahoam
will i dir recht schön empfahn.
I bitt, i bitt mach alles Schlechte
wieder Rechte ... Amen"
Quelle: Gebet auf Tafel, Recherche Barbara Albert
Wasserstelle beim "Augenbründl" in Hirschwang
© Barbara Albert, 12. November 2008
Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 46
Anfahrt: Von Reichenau/Rax kommend fährt man nach Hirschwang/Rax. Kurz nach der Ortstafel kommt man linkerhand an einem gelben Wohnhaus vorbei, dort kann man parken. Hinter dem Wohnhaus befindet sich der Weg zum "Augenbrünnl", er ist dort auch beschildert. Nach ca. 5min durch den Wald gelangt man zur Kapelle mit dem Brünnl.
Quelle:
Recherche vor Ort, Barbara Albert, im November 2008
Mir ist aus Kindertagen folgende Legende zum ‚Augenbrünnl’ bekannt:
Ein Jäger war wieder einmal auf der Pirsch und schoss auf ein Reh, das er aber nur verwundete und nicht tötete.Er ging das Reh suchen, um ihm den erlösenden Gnadenschuss zu geben und fand es nass neben einer sprudelnden Quelle liegend. Es hatte offensichtlich in dieser Quelle gebadet. Der Jäger sah mit Verwunderung, dass die Schusswunde nicht mehr blutete und dass das Reh sich langsam erholte. Als es nach geraumer Zeit wieder aufstand und davon eilte, ließ er es ziehen, ohne nochmals zu schießen.
Den Jäger ließ dieses Erlebnis nicht mehr in Ruhe, und er erzählte es immer wieder. Nach einigen Jahren stellte man fest, dass immer wieder Menschen (vor allem Bergleute, die von der Arbeit unter Tag oft entzündete Augen hatten) zu der Quelle, um ihre Augen mit dem Quellwasser zu benetzen. Die Heilkraft der Quelle hatte sich herumgesprochen und viele, die hinkamen, hatten nie mehr Probleme mit ihren Augen.
Aus Dankbarkeit errichteten sie eine kleine Kapelle neben der Quelle, der man den Namen ‚Augenbrünnl’ gab.
Meine Mutter, Beate Wieser aus Hirschwang, glaubte seit jeher an diese Geschichte und pilgerte ihr ganzes Leben lang - sie ist 2000 gestorben – immer wieder zum ‚Augenbrünnl’, um ihre Augen mit dem köstlichen Nass zu waschen.
(Sie konnte auch bis ins hohe Alter immer ohne Brille lesen und stricken).
In den 1960er Jahren stellte sie fest, dass das ‚Augenbrünnl’ in einem sehr desolaten Zustand war. Die Wände waren feucht und zum Teil verschimmelt, Moos und Gras wuchs unter den Sitzbänken, und es kamen nur mehr selten Leute, um sich an dem glasklaren Wasser zu erfreuen. Beate beschloss, dass die Kapelle renoviert werden müsste und sie begann unermüdlich Geld zuz sammeln, bis eine Renovierung oder fast ein Neubau der Kapelle möglich war.
Viele freiwillige Helfer machten mit. Die Quelle selbst wurde „gesammelt“, d.h. sie rinnt jetzt durch ein Rohr unter der Kapelle durch und spendet das heilsame Wasser nun an der Aussenseite der Kapelle. Das schöne Holzkreuz in der Kapelle wurde ebenfalls gespendet und meine Mutter holte es persönlich im Grödnertal ab. 1968 wurde die Kapelle ‚Augenbrünnl’ wieder eröffnet und ist seit damals wieder ein beliebter Ausflugsort der schönen Gegend um Hirschwang.
Heute kümmert sich der Brauchstumsverein von Hirschwang um die Kapelle, und es werden dort Maiandachten, Taufen oder sogar auch hin und wieder eine Hochzeit, sowie Hubertusfeiern abgehalten.
Quelle: Email-Zusendung Mia Matisek, 20. Februar 2009
Ergänzungen sind gerne willkommen!