KALTENLEUTGEBEN, JAKOBSBRUNNEN

Kaltenleutgeben, Niederösterreich

Pfarrkirche von Kaltenleutgeben © Harald Hartmann

Pfarrkirche von Kaltenleutgeben mit der Jakobskapelle vor der Kirche
© Harald Hartmann, November 2007

Pfarrkirche zum hl. Jakob den Älteren, ursprünglich gotische Kirche, die baufällig wurde. Sie lag der jetzigen Kirche, die 1729 bis 1732 errichtet wurde, gegenüber. Indessen wurde unterhalb der neuen Kirche auch eine neue Jakobskapelle aufgeführt.
Andachtsgegenstand: a) Ursprünglicher Andachtsgegenstand jedenfalls eine Jakobsstatue. Auch in der neuen Jakobskapelle steht eine lebensgroße barocke Jakobsstatue, die unter dem Arm eine Urne hält. Aus ihr entquoll das Wasser, das ein oberes und unteres Becken speiste, die das Wasser für Trunk und Waschungen der Pilger enthielten; b) seit Ende des 17. Jahrhunderts eine Kopie der Altöttinger Marienstatue, die ein Einsiedler in Altötting um diese Zeit geschnitzt und an das Original angerührt hatte. Sie wurde nach neuerlicher Weihe im Wiener Stephansdom durch eine Prozession der Piaristen nach Kaltenleutgeben übertragen.

Legende:


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Ursprünglich ein heilsamer Jakobsbrunnen, worauf noch auf dem 1. Stiegenaufgang zur Kirche eine gotische Skulptur mit dem hl. Jakob hindeutet, die sich früher bei dem Bründl auf dem Wieden'schen Anwesen befand, dessen Schlußstein noch heute die Inschrift "Gesundheitsbrunn 1590" trägt. Der Jakobskult wurde durch die Marienstatue verdrängt, die namentlich zur Pestzeit 1713 aufgesucht wurde.

Jetzt nur in der Jakobskapelle einige neuere wertlose Votive, namentlich Öldrucke, die aber bei der Restaurierung der Kirche hierher übertragen wurden und der Marienstatue zugedacht waren. Ein Inventar von 1719 spricht von goldenen Votiven, 13 Votivbilder werden in Austria Mariana 1733 angeführt und aus dem Jahre 1784 liegt ein Verzeichnis von Silbervotiven vor. Es waren ihrer 87 im Werte von 168 fl. 36 Kr., größtenteils menschliche Figuren, daneben Füße, Brüste, Bauch und ein Magen, die alle abgeliefert werden mußten.

In den Pestzeiten des 17. und 18. Jahrhunderts von den Wienern aus den Vorstädten St. Ulrich, Wieden und Lichtental aufgesucht. Die Lichtentaler ließen sich im Pestjahr 1713 nicht abhalten, nach Lainz und Kaltenleutgeben zu gehen. Aber auch als die marianische Gnadenstatue noch nicht aufgestellt war, wiesen die Opferstöcke bedeutende Eingänge auf. Nach der josephinischen Zeit versiegte die Frequenz fast gänzlich, so daß der Lokalkaplan 1811 sein Leben kaum fristen konnte. - Jetzt noch große Kaltwasserheilanstalt in der Nähe.

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 54 - 55.

Versiegter Brunnen in der Jakobskappelle vor der Pfarrkirche von Kaltenleutgeben © Harald Hartmann

Versiegter Brunnen in der Jakobskappelle vor der Pfarrkirche von Kaltenleutgeben
© Harald Hartmann, November 2007

Wenige Meter oberhalb der Kirche entspringt die Rebeccaquelle, möglicherweise die Ursprungsquelle des Jakobsbrunnens.

Die Rebeccaquelle in Kaltenleutgeben © Harald Hartmann

Die Rebeccaquelle in Kaltenleutgeben
© Harald Hartmann, November 2007

Blick von der Rebeccaquelle auf die Pfarrkirche von Kaltenleutgeben © Harald Hartmann

Blick von der Rebeccaquelle (im Vordergrund) auf die Pfarrkirche von Kaltenleutgeben
© Harald Hartmann, November 2007


Kaltenleutgeben, ein Straßendorf an der Dürren Liesing im Bezirk Mödling war im 19. Jhdt. ein Kurort für Kaltwassertherapie.

Der 1521 erstmals urkundlich erwähnte Name "bei der kalten Leitgebin" (bei der kalten Wirtin) leitet sich von den kalten Quellen ab, die hier reichlich aus dem Boden treten.1572 tritt auch die Bezeichnung "im Klaten Prindl" auf, woraus später "Kaltenbrunn" wird.

mit Natursteinen ausgemauerter Brunnen im Ortsteil Kaltenbrunn © Harald Hartmann

Alter, mit Natursteinen ausgemauerter Brunnen im Ortsteil Kaltenbrunn. Das Wasser in dem 24 Meter tiefen Brunnenschacht erscheint in türkisgrüner Farbe.
© Harald Hartmann, November 2007


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