BRENNERBAD SANCT ZACHARIAS

aus: Die Bäder und Heilquellen im Hochetsch, Ignaz Mader, Bozen 1929, S. 27 - 40

Terme di Brennero Sanct Zacharias

Hinweisschild Brennerbad©Berit Mrugalska
"Brennerbad - Terme di Brennero", Hinweisschild
© Berit Mrugalska, 3. April 2004

Eine alte Sage erzählt: Als Etzel über den Brennero zog, zündete er den Wald an und vertilgte dadurch die Räuber in demselben. Der Brand dauerte viele Wochen, daher der Name (s. Dalla-Torre, Junks Naturführer Tirol usw. 1913, S. 200). Nach einer anderen Volksüberlieferung führte der Saumpfad in der prähistorischen und römischen Zeit nicht durch die Talsenke, sondern entlang dem heute noch kenntlichen, höher gelegenen Wege an der Westflanke über die Wechsel- und Steinalpe nach Vinaders bei Steinach (Wopfner, Zeitschrift d. D. u. Ö. Alpenvereins 1920, Seite 43).

Da in jeder Sage ein Körnchen Wahrheit steckt, so wird hier wohl das eine richtig sein, daß der Brennerpaß eine uralte Völkerstraße ist (an Stelle der historisch hier nicht beglaubigten Hunnen können wir einen anderen Kriegszug aus der Zeit der Völkerwanderung setzen) und daß ferner die heute mit freundlichem Grün ausgekleidete Talfurche einstmals von Sumpf und dichtem Walde eingenommen war. Letzteres bestätigen die ältesten Namen dieser Gegend, welche im Jahre 1202 der Wibewald heißt, wovon bis heule noch die Benennung Wipptal für die Strecke von Vipiteno (Sterzing) (Vipitenum nach A. Walde eine illyrische Sprachwurzel) bis über den Brennero hinaus erhalten blieb, und 1229 Mittenwalde. (Über dieses und das folgende siehe Ludw. Steinberger: Über Name und Geschichte des Brennerpasses in Mitteil. des Institutes für österr. Geschichtsforschung 1911, S. 5 - 94 und 1912, S. 685 ff.).

In einem Urbare von 1299 erscheint der Name Aiterwanch (soviel wie Heiterwang, d. i. Giftwiese) und deutet auf die sumpfige Beschaffenheit der Gegend. Peter Anich zeichnet in seiner Karte (1774) noch zwei Seen ein, der südliche vom Eisack, der nördliche unweit des Brennerpasses von der Sill durchflossen. Vom Jahre 1295 an tritt in Urkunden mehrmals ein Konrad Prenner auf; 1325 handelt ein Weistum von der Alpe Stein zu Mittenwalde ob dem Prenner, die späteren Urbare sprechen nur mehr "am Prenner". Es ist also der Name eines Hofes, dessen Entstehung das Ausbrennen des Waldes voraussetzt und damit wieder an die oben gebrachte Sage anklingt, auf die ganze Gegend übergegangen. Wo aber dieser Hof lag, können wir aus einer Bemerkung des sog. theresianischen Steuerkatasters von 1778 erschließen: "die früher zum Brennerhofe gehörige Schmiede wurde 1710 als Behausung des an der St. Valentins-Kirche wirkenden Kuraten eingerichtet". Aus dem alten Brennerhofe wird also wohl das heutige Dörflern entstanden sein.

Im 13. Jahrhundert nahm der Brennerweg sicher schon die heutige Richtung; denn außer dem Brennerhofe sind schon der Wechsel-, Oberwies-, Eder-, Pfnast- und Prunnhof genannt, die unter anderen Namen heute noch bestehen. In dem Prunnhof aber vermutet L. Steinberger wohl mit Recht den Vorgänger des Brenner-Bades.

Es war gewiß eine sinnfällige Naturerscheinung, wenn an dieser Stelle eine bachartig sprudelnde warme Quelle die fast ein halbes Jahr dort lastende tiefe Schneedecke schmolz und mitten im Winter eine grüne Oase hervorzauberte1). Der Fund von römischen Münzen gelegentlich von Grundaushebungen zum Baue des neuen Kesselhauses beweist, daß die Quelle schon damals bekannt und wahrscheinlich auch benützt war.

1) Nach Aussage des alten Bademeisters bleibt heute noch auf der Berglehne der Schnee nicht liegen und ist dort die Anlage von Kellern unmöglich; neben der Hauptquelle treten noch eine Reihe kleinerer warmer Wasseradern zutage.

Urkundlich ist das Bad "am Prenner" zuerst im Jahre 1400 erwähnt (C. Fischnaler: Das Wildbad am Brenner, Innsbruck, bei Wagner 1878 2) und scheint sich im 15. Jahrhundert eines gewissen Rufes erfreut zu haben, da 1460, am St. Alexientage, Herzog Sigismund von Tirol mit seiner schönen Gattin Eleonore von Schottland als Kurgast dort weilte (Wiener Adler 1914, Wappenstein von Mühlbach).

2) Diesem Büchlein und Staffler IV., 42 sind die meisten der historischen Daten entnommen.

Die Sage erzählt, daß früher die Quelle eine bedeutend höhere Eigenwärme gehabt habe, als heutzutage; durch den Einbruch von kalten Wässern infolge von Lawinen und Vermurungen habe sich die Temperatur vermindert, wobei auch die Badehütten zerstört wurden. Die Kunde von der heilkräftigen Quelle ging aber nicht verloren, weshalb sich der Sterzinger Patrizier und "Gewerke" Uriel Geizkoller zu Reifenegg, des Erzherzogs Ferdinand Rat entschloß, dieselbe wieder zu fassen und benutzbar zu machen. Dieser Plan wurde zwar infolge seines frühen Todes vereitelt, aber durch seinen Vetter Zacharias von Geizkofler, Herr auf Haunsheim und Moos, Ritter von und zu Gailenbach, der Erzherzoge Matthias und Maximilian geheimer Rat, wieder aufgenommen und glücklich zu Ende geführt. "Unter Beiziehung berühmter medicorum", wie es in einer darauf bezüglichen Urkunde heißt, bewerkstelligte er schon 1605 die Ausscheidung einer kalten Quelle von der warmen durch Anlage eines Stollens 3) in die Tiefe des Berges und Ableitung der oberflächlichen kalten Zuflüsse mittels eines langen Grabens. Er erbaute sodann zwei Badehäuser für vermögliche und arme Leute und eine Kapelle; außerdem machte er noch eine Stiftung von 2000 fl., von deren Zinsen die Gebäude eingehalten und Arme verpflegt werden sollten. Letztere erhielten stiftungsgemäß außer den unentgeltlichen Bädern während der Badezeit das nötige Salz und ein Almosen von 24 Kreuzern auf die Hand, mußten sich aber beim Eintritte über den Empfang der Sakramente der Buße und des Altares ausweisen (Zeit der Gegenreformation 4). 1608 erfolgte hiefür die Bestätigung von Erzherzog Maximilian. In demselben Jahre erschien bereits ein Badbüchlein "Kurtzer Inhalt und Unterweisung. wie nemblichen das alt-wohlberühmte Kraft- und Tugendwürkende, also genannte Heylbrunner oder Brenner -Baad, von denen Baad Gösten fürsichtig beobachtet und nächst Göttlicher Hülf nutzlichst solle gebraucht werden." Gedruckt zu Insbrugg durch Daniel Paur, darnach noch wiederholt aufgelegt. 1734 starb die Familie von Geizkofler aus, deren jeweiliger Senior stiftungsgemäß die Verwaltung des Brennerbades zu führen hatte; nun trat nach den Bestimmungen desselben Stiftsbriefes die Stadt Vipiteno (Sterzing) in den Besitz von "zwei erpauten Paadbehausungen und einem Krautgärtl, einer Capellen und den darin befindlichen Mobilien". Nach dem über letztere aufgenommenen Inventar waren im oberen Badhause (jetzt Geizkoflerhause) 9 Zimmer mit je einer Bettstatt, Kastl, Fußbank und ein Strohsack nebst Küche und Holzlege. Das untere Bad, "der armen Leut Padstuben", war noch bescheidener eingerichtet. Die Badeausstattung bestand aus 20 Wannen mit den dazu gehörigen "Flöckhen".

3) Die portalartige Einfassung aus Marmor mit der Inschrift SANGT. ZACHARIAS 1606 und dem Geizkoflerischen Allianz-Wappen ist noch an Ort und Stelle.

4) Die Beteiligung der Mittellosen im Armenbade erfolgte noch in den letzten Jahren vor der Kriegszeit durch die Stadt Vipiteno (Sterzing) über Vorschlag der Pfarrämter.

1794 war die Ausgestaltung schon weiter gediehen; nach der damaligen Beschreibung der Einrichtung befanden sich im oberen Badhause 16 Zimmer und 43 gute oder schlechtere Wannen.
1852 kam es nach langen Verhandlungen mit der Landesregierung, welche von einer Vergrößerung nichts wissen wollte, zum Neubau des oberen Badhauses.

1867 wurde wegen des Bahnbaues das alte, bereits hinfällige Armenbad niedergerissen und dafür das heutige Bürgerhaus etwas nördlich vom Geizkoflerhaus errichtet; das Armenbad kam an einen anderen Ort in der Nähe der gegenwärtigen Bahnhaltestelle, ist nun aber seit dem Kriege unbenutzbar.

1871 kaufte die Stadt Vipiteno (Sterzing) das große Anwesen des Brennerbad-Gasthauses, welches schon im Badbüchlein von 1608 erwähnt ist, "bey zweyhundert Schritt von Bad, allwo die mehrste Göst das Mittag- und Nacht-Mahl einnehmen, auch von Kuchel und Keller (jedoch ausgenommen, bei viel anwesenden Leuthen, der genügsamen Bether) wohl bedienet und leidentlich tractieret werden." An dessen Stelle wurde der "Sterzinger Hof" mit 60 Zimmern, Restauration, Badstuben usw. erstellt.

1899 ging der ganze Besitz an die Brennerbad-Gesellschaft über, welche recht bedeutende Um- und Neubauten durchführte. Das "Geizkoflerhaus", an dessen Südseite sich eine Marmortafel mit der Widmungsinschrift von 1606 befindet, wurde nach Norden um die Hälfte vergrößert und um ein Stockwerk erhöht. Neben der alten Quellfassuiig erstand ein Kesselhaus samt Badezimmern und einer modernen Wäscherei. Das Bürgerhaus erfuhr gleichfalls eine Vergrößerung und Verbesserung. Der Sterzinger Hof wurde 1902 .zum Teile niedergelegt und als Grandhotel mit 100 Zimmern und allem Luxus der Neuzeit wieder aufgebaut. Dessen Blüte dauerte aber nicht lange; während des Krieges und in der ersten Nachkriegszeit diente es Einquartierungszwecken; am 20. November 1921 brannte es vollständig nieder und ist nun zum Abbruche verkauft.
[Der heutigen Informationstafel der Provinz Bozen kann man entnehmen, daß das Kurgebäude neuerlich 1965, diesmal dem Autobahnbau, weichen wußte. Das heutige Brennerbad liegt zwischen der Staatsstraße im Vordergrund und der Autobahn im Hintergrund, dazu zählen Quellfassung, Kurhaus, Abfüllanlage und die Kapelle.]

Brennerbad Sanct Zacharia©Berit Mrugalska
Brennerbad Sanct Zacharia
Im Vordergrund die Staatsstraße, dahinter die Bahnlinie und im Hintergrund die Schallmauer der Brennerautobahn
rechts die Kapelle Sanct Zacharia
© Berit Mrugalska, 3. April 2004

 

Die ursprüngliche Kapelle befand sich an der Westseite des Geizkoflerhauses und war mit diesem baulich verbunden; das heutige Kirchlein entstand in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Sanct Zacharias©Berit Mrugalska
Kapelle, Sanct Zacharias, Brenner (Brennerbad)
© Berit Mrugalska, 3. April 2004

Mit der allmählichen Ausgestaltung des Brenner-Bades mehrte sich auch die Zahl seiner Besucher. 1732 werden 16 "bessere" und 5 "mindere" angegeben; unter ersteren die Baronin Firmian. In den folgenden Jahren stieg die Zahl auf 21 bis 94 Gäste, war um 1800 stets über 100, 1866 bereits 515, 1884 nach Dr. Daimers Sanitätsberichten 1474 und ging unmittelbar vor dem Kriege gegen 2000 hinauf. 1911: 1950 (heißer Sommer); 1912: 1650; 1913: 1750; 1914: 800 (Kriegsbeginn). Bäder wurden in diesen Jahren durchschnittlich 7000 verabfolgt. Der Krieg und die erste Nachkriegszeit brachte eine vollständige Lahmlegung des Betriebes, da sämtliche Baulichkeiten vom Militär angefordert waren. Nach der Freigabe ging die Brennerbad-Gesellschaft daran, mit großen Kosten die entstandenen Schäden zu beheben und konnte 1924 mit 140 Zimmern (170 Betten) und den entsprechenden Restaurationsräumlichkeiten wieder eröffnen. Der Besuch war 1924: 500, 1925 und 1926 je 600 Gäste. In den zwölf Badekabinen erster Klasse und den je 20 Kabinen zweiter und dritter Klasse wurden in diesen Jahren 1500 bis 2500 Bäder gegeben.

Reichhaltig sind die Angaben über das Brenner-Bad in der medizinischen Literatur und bieten zugleich einen Ausschnitt aus der Geschichte der Medizin.

Brennerbad, Tirol
Brennerbad um 1929
aus: Ignaz Mader, Die Bäder und Heilquellen im Hochetsch, Bozen 1929

Das Badbüchlein von 1608 enthält auch eine Analyse des Badewassers, nach welcher dasselbe "in den Minieren einen guten Theil Galmey, etwas wenigers Schwefel und Niter-Salz, dannenhero die Krafft mittelmäßig zu wärmen, mehrers zu trücknen, zu zertheilen, an sich zu halten, zu säubern und zu heylen bekommen."

Über die Indikationen heißt es weiter: "Dienet derowegen nicht allein denen äußerlichen, sondern auch etlichen innerlichen kalt und feuchten Krankheiten, und dahero entstandenen Zufällen: als nemblich der Catharren, Augen-Flüssen und Ohren-Wehetun; dem schweren Käuchen und angehängter Lungensucht; geschwollenen Schenkeln und anfangender Wassersucht, so von überflüssiger Feuchtigkeit verursachet worden; stillet Magen- und Bauch-Fluß; reiniget die Mutter, wehret den weißen und rothen Fluß der Weibs-Personen; zertheilet die angeflossene zächschleimige, unnatürliche und schädliche Feuchtigkeiten in den Nerven und Juncturen der Glieder, erwärmet und kräftiget dieselben von der Schwach- und Mattigkeit, auch erkälteten Verstrupfungen; erweichet und benihmt die Verstopfungen der Kröß-Adern; dienet wider das Ischiatica, Hypocondriaca und Schwindel des Haupts. Item denen, so mit dem lieben Podagra und Chyragra behaftet; erfrischet die Augen, Herz und Gemüth, bringet Lust zum Essen und Trincken; heylet alle fließende und faule Schäden, bringet übel geheylte Wunden, Zerknirschungen der Nerven und Gebein wieder zurecht; ist bewehret zu Vertreibung aller scharfen Räuden und Krätzen.

Hingegen ist hoch schädlich denjenigen, so mit Fiebern, Dörrsucht, innerlich- und äußerlichen Entzündungen, oder Mal di Napoli und dergleichen Zuständen behaftet seynd."

In dem 1650 handschriftlich erschienenen Werke "von der fürstlichen Grafschaft Tyrol" (Original im Ferdinandeum, Innsbruck) ist unter den Sauerbrunnen und heilsamen Wildbädern "das Neubad auff dem Prenner" (Neubad jedenfalls wegen der Wiederaufrichtung durch Geizkofler) aufgeführt, aber ohne weitere Angaben.

v. Crautz schreibt in den Gesundbrunnen der österr. Monarchie 1777 vom "Prenner Dintenwasser", welches der Innsbrucker Univ.-Professor v. Menghin untersuchte, daß dasselbe einen tintenhaften Geschmack habe; warm sei es nicht, sondern nur temperiert, soll aber vor Zeiten warm geflossen und durch den Einsturz der Felsen abgekühlt worden sein. Aus 34 Pfund Wasser gab es 2 Quintchen und 10 Gran Erde, 50 Gran Salz.

Als Grundbestandteile sind angegeben: 1. Kochsalz, 2. abführendes Salz, 3. Kalk- und Eisenerde.

Zum Gebrauche kamen damals "viele Frauenzimmer, denen ihre monatliche Reinigung ausgeblieben, auch die an Verstopfung leiden; es wurde auch zur Stärkung der schlappen Teile und geschwächten Nerven gerühmt.

Nach Prof. F. C. Karpe (Übersicht der Heilquellen, Bote für Tirol und Vorarlberg, 1830, S. 248) wurde das lauwarme, salzige Schwefelwasser gegen Anschoppung der Leber, der Milz, der Gekröße, gegen Haemorrhoidalbeschwerden, Harnstörungen, Rheumatalgie, Hautkrankheiten als Bad gebraucht und gerühmt; eine andere kalte Quelle diente zu Trinkkuren.

Dr. Ennemoser schlägt in seinen "Andeutungen über mehrere, noch zu wenig bekannte und nicht genug benützte Naturschätze Tirols" (Bote f. T. u. V. 1838, S. 64) vor, die Quelle neu fassen zu lassen, um die sagenhafte heiße Wasserader wieder zu finden und eine neue Kuranstalt zu erbauen: dann könnte der Brennero ein weltberühmter Kurort werden 5).

5) Tatsächlich wurden einmal Bergknappen aus Hall angeworben, um einen Stollen in die Tiefe zu treiben; auf das Gutachten Sachverständiger, daß man dadurch die bisherige Quelle verlieren könnte, stand man von diesem Plane ab.

[Der heutigen Informationstafel der Provinz Bozen kann man entnehmen, daß die Quelle Sanct Zacharias auf auf 1310m Seehöhe entspringt, "mit einer Schüttung von durchschnittlich etwa 90 L/s. Das Einzugsgebiet der Quelle reicht über die Bergspitzen der Flatsch-Spitze und des Wolfendorns hinaus bis hinunter in das Pfitschtal. Es ist im unteren Teil durch Wald und Wiesen gekennzeichnet und im Bereich der genannten Bergspitzen durch Fels und Almen."]

Wasserschutzgebiet©Berit Mrugalska
Hinweisschild: WASSERSCHUTZGEBIET - ZONA TUTELA ACQUE
© Berit Mrugalska, 3. April 2004

[Chemische Untersuchung: hier nicht zitiert]

Physikalische Untersuchung. Die Quelle entspringt im Kalkschiefer (Prof. v. Klebelsberg) aus dem Schachte in bachartiger Mächtigkeit, nach Gümbels Schätzung im September 1891 mit einer Ergiebigkeit von 40 bis 50 Liter in der Sekunde, dem Gasblasen in der oben angegebenen Zusammensetzung entsteigen. Das Wasser (nach Barth etwas alkalisch, nach Hopfgartner neutral reagierend) ist vollkommen klar und farblos, geruchlos von schalem Geschmacke.

Die Temperatur wurde zuerst 1769 vom Direktor der Haller Saline von Menz und dem Dekan der philosophischen Fakultät in Innsbruck von Sterzinger thermometrisch bestimmt und "um 10° niedriger als die natürliche Wärme des Menschen" befunden. Dr. Seitmann (s. Dr. v. Call 1844) maß 18° R = 22.6° C. Barth notierte 1871 eine Temperatur von + 22.9° C, Gümbel im September 1891 + 21.6° C, Hopfgartner im Oktober 1903 + 21.6° C, am 20. Jänner 1904 + 22.0° C bei einer Lufttemperatur von - 12.0° C, Bamberger 1907 + 22.8° C.

Die warmen Quellen im allgemeinen entstehen dadurch, daß die atmosphärischen Niederschläge durch Gesteinsspalten in die Tiefe sickern, sich dort erhitzen und an geeigneter, durch die Schichtungsverhältnisse gegebener Stelle wieder zutage treten. Nach dem Gesetze der geothermischen Tiefenstufe nimmt die Wärme der Erdkruste nach innen immer mehr zu: Bei 1.3 m hört die tägliche Temperatur-Schwankung auf, bei 20 bis 25 m der Jahreswechsel und von da an steigt die Temperatur mit je 30 bis 35 m um 1° C. Hopfgartner erklärt die verschiedenen Temperaturen der Brenner-Quelle durch den Einbruch von kaltem Oberflächenwasser; deshalb erscheint im Winter und an trockenen Sommern die Quelle wärmer; aus demselben Grunde ist auch der mineralische Gehalt des Wassers bei den verschiedenen Untersuchungen verschieden gefunden worden, da die warme Quelle salzreicher zu sein scheint.

Das spezifische Gewicht beträgt nach Barth (1871) und Hopfgartner 1.00048; bezieht man die ermittelte Dichte auf reines Wasser von der größten Dichte bei Quellentemperatur, so ergibt sich D4 21.6 = 0.99851.

Die spezifische Leitfähigkeit für den elektrischen Strom bei Quellentemperatur in reziprokem Ohm berechnet D 21.6 = 0.0005561 (Hopfgartner).

Die Radioaktivität der Thermalquelle des Brennerbades untersuchte zuerst Prof. Dr. Jos. Nevinny im Jahre 1905 im pharmakologischen Institute zu Innsbruck (Gutachten handschriftlich im Besitze der Brennerbad-Gesellschaft) und kam zu folgender Zusammenfassung der Ergebnisse:

1. Sowohl im Sedimente der Quelle als auch in der Thermalerde konnte radioaktive Wirkung nachgewiesen werden, und zwar:

Im Sedimente 20.2 Volt, in der Erde 10.5 Volt effektiver Spannungsabfall pro Stunde.

2. Sediment und Thermalerde strahlen radioaktive Emanation aus:
Sediment 56%, Erde 51% Steigerung der Wirkung in 16 Stunden.

3. Das Thermalwasser enthält in frischem Zustande Emanation, der die effektive Wirksamkeit von 44.2 Volt Spannungsabfall pro Stunde zukommt. Diese Emanation nimmt aber rasch ab, da sie ungefähr in 10 bis 12 Stunden auf die Hälfte der ursprünglichen Werte sinkt.

4. Die Abklingungskurven sowohl der Emanation des Wassers als auch eines durch die Thermalerde induzierten Bleidrahtes zeigen ebenfalls dieses Absinken der Intensität.

Außerdem zeigen sie ein rasches Aufsteigen der Intensität in der ersten bis zweiten Stunde - ein sehr charakteristisches Verhalten für die durch Thorium induzierte Emanation, sodaß mit Sicherheit Thorium als das hauptsächlich wirksame Prinzip der radioaktiven Wirkungen bezeichnet werden kann.

Nevimiy bringt Vergleiche mit anderen radioaktiven Quellsedimenten und Erdproben nach Elster-Geitel:

Thermalerde von Baden-Baden    2.4 V.
Verwitterter Porphyr von Baden-Baden   5.6 V.
Ackererde aus Wolfenbüttel    8.6 V.
Thermalerde vom Brennerbad    10.5 V.
Sediment aus Büttquelle in Baden-Baden   13.3 V.
Sediment a. d. Quellenfassung des Brenner- Bades   20.2 V.
Sediment aus Bad Nauheim   28.9 V.
Fango aus Battaglia   41.8 V.
Sediment aus Wiesenbad im Erzgebirge   72.8 V.
effektiver Spannungsabfall pro Stunde.

Radioaktive Emanation:

Sediment von Wiesenbad nach 12 Stunden   20%
Thermalere aus Brennerbad nach 16 Stunden   51%
Sediment aus Brennerbad nach 16 Stunden   56%
Steigerung der Wirkung.

Emanation des Wassers:

Innsbrucker Wasserleitungswasser   19.2 V.
Brunnenwasser am Brennerbad    23.0-26.5 V,
Thermalwasser am Brennerbad nach 15 Stunden   24.5 V.
Thermalwasser am Brennerbad frisch    44.2 V.
effektive Wirkung pro Stunde.

Bamberger hingegen fand (Beiträge zur Kenntnis der Radioaktivität der Mineralquellen Tirols, Sitzungs-Berichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. 116/11 a. 1907) im Wasser direkt von der Quelle nur 1.3 Mache-Einheiten (iX1035, während er z. B. im Brixner Wasserleitungswasser 4,8-6.5 M. E. feststellte.

Die Lage des Brenner-Bades befindet sich in 1362 m Seehöhe, ein geringes niedriger als der 40 Minuten nördlichere Brennerpaß (1370 m), mit einer Bahnhaltestelle, also bequem erreichbar, was bei der Mehrzahl unserer Bäder im Hochetsch sonst nicht der Fall ist. Das Klima ähnelt schon dem des Hochgebirges mit einer mittleren Jahrestemperatur von + 3.8° C; im Winter beträgt das Mittel - 4.9, im Frühling + 3.2, im Sommer + 12.3, im Herbste + 4.4° C (Dalla-Torre, Junks Naturführer S. 457). Schon das Badbüchlein von 1608 empfiehlt daher, sich neben anderem, "insonderheit mit einem warmen Schlafrock oder Pelz wohl zu versehen". Dafür bedingen aber die klimatischen Verhältnisse alle Vorteile eines Höhenaufenthaltes mit Förderung des Gasstoffwechsels, Hebung des Appetites, was besonders bei allgemeinen Schwächezuständen, Rekonvaleszenz, Anämie, bei gewissen nervösen Erkrankungen, bei chronischen Lungenkatarrhen, ferner bei manchen Kreislaufstörungen, wie bei Fettherz und Fettsucht sehr günstig wirkt. Unterstützt wird dies noch durch die reichliche Gelegenheit, sowohl in ebenem, als mehr oder weniger ansteigendem Gelände abwechslungsreiche Spaziergänge und Bergwanderungen machen zu können.

Brennerbad©Berit Mrugalska
Das Brennerbad im Zentrum der Verkehrsadern, (Gemeinde Brenner 1310 m.ü.d.M.)
© Berit Mrugalska, 3. April 2004

 

Die Indikation für die Badekuren bildet hauptsächlich Rheumatismus in allen seinen Formen, und werden hierin ganz vorzügliche Heilerfolge erzielt, welche den guten Ruf der Therme seit vielen Jahrhunderten rechtfertigen. Außerdem sind die Bäder mit Erfolg in Gebrauch bei Gicht, Krankheiten der weiblichen Sexualorgane und Exsudaten nach solchen; ferner bei Hautkrankheiten, wie Ekzem, Psoriasis, Prurigo, kallösen, varikösen, skrofulösen Geschwüren, bei Lähmungen traumatischen, rheumatischen Ursprunges, endlich bei Neuralgien, vorzüglich Ischias und Intercostalneuralgie.

Indikationen für Trinkkuren der Heilquelle sind Magen- und Darmkatarrhe, Stockungen in den Unterleibsorganen, in Leber- und Pfortadersystem: endlich einige Erkrankungen der Niere und Harnblase.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Brennergegend in weiterem Sinne für die Entwicklung und Geschichte der Naturwissenschaften, besonders der Geologie eine gewisse Bedeutung hat und hierüber von den namhaftesten Forschern auf diesem Gebiete bereits eine reiche Literatur vorhanden ist.

D. G. Dolomieu fand und beschrieb hier 1889 zuerst das Gestein "Dolomit", das nach ihm benannt wurde.

1887 erschien von A. Penck eine geologisch-geographische Abhandlung über den Brennero (Zeitschr. des D. u. Ö. Alpenvereins) und seitdem ist derselbe zu einem Mittelpunkte geologischer Forschung in den Ostalpen geworden, von dem die moderne tektonische Alpentheorie ausgeht. Frech schrieb "Über das Antlitz der Tiroler Zentralalpen" und "Über den Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen mit besonderer Berücksichtigung des Brenner" in derselben Zeitschrift 1903 und den Wissenschaftlichen Ergänzungsheften 1905. Die letzte erschöpfende und gründliche Arbeit stammt von R. v. Klebelsberg, "Der Brenner, geologisch betrachtet" (dieselbe Zeitschrift 1920).

[Auf der heutigen Informationstafel der Provinz Bozen werden folgende Angaben gemacht: "Die Quellen des Brennerbades sind mit einer durschnitlichen Temperatur von 21,9°C die wärmsten und die einzigen thermalen Wässer (laut Definition über 20°C) in Südtirol. Das Wasser wird als liecht mineralhaltiges Thermalwasser klassifiziert. Es enthält Spuren von Barium, Bor, Jod und Lithium. Seine Leitfähigkeit beträgt 595 µS/cm....Heute ist es als Mineralwasser im Handel erhältlich. Es wird im Brennerbad für Bäder gegen Hautkrankheiten sowie zu Trinkkuren und Inhalationen verwendet."]

Legende:

Das Brennerbad


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:


Ergänzungen sind gerne willkommen!

Terme di Brennero Sanct Zacharias

Ritrovamenti di monete romane nei dintorni delle Terme di Brennero fanno supporre che l'acqua calda, di questa sorgente, venisse utilizzata già dai Romani. Le Terme di Brennero sono state menzionate per la prima volta nel 1400. Nel 1450 vengono visitate da Duca Sigismondo del Tirolo e sua moglie Eleonora di Scozia. Il primo periodo di prosperità delle terme si ebbe con la gestione di Zacharias von Geizkofler. Egli nel 1606 fa captare la sorgente in galleria, denominandola Sanct Zacharias. Fa costruire una cappella e due stabilimenti per bagni destinati uno agli ospiti più ricchi e l'altro a quelli più poveri. Istituisce un fondo col quale venivano finanziati soggiorni di cura a persone che non ne avrebbero avuto i mezzi. In questo modo fino allo scoppio della prima Guerra mondiale anche le persone meno abbienti potevano ricorrere gratuitamente alle cure termali.

Tra il 1899 ed il 1902 la struttura delle terme venne radicalmente medicata. Venne costruito un moderno Grand Hotel e gli edifici esistenti vennero ampliati. Ne segui il secondo periodo di prosperità delle Terme di Brennero, con quasi 2000 ospiti all'anno. In seguito alla prima Guerra mondiale l'attività fu fortemente limitata. Nel 1921 il Grand Hotel venne completamente distrutto da un incendio. Nel 1965 gli edifici dovettero soccombere alla costruzione dell'autostrada del Brennero.

Con und temperatura media di 21,9°C le sorgenti delle Terme di Brennero sono le più calde e le uniche acque termali dell'Alto Adige (per definizione sopra 20°C).

L' acqua è classificata come termale leggermente mineralizzata. Contiene tracce di bario, boro, iodio, cromo e litio. La sua conducibilità è di 595µS/cm. Veniva utilizzata per curare molte malattie, in particolare reumatismi, gotta, malattie della pelle e molte altere. Oggi è in vendita come acqua minerale. Nello stabilimento delle Terme di Brennero viene utilizzata per bagni indicati per la cura di malattie della pelle, per cure idroponiche ed inalazioni.

Informazioni dalla Provincia Autonoma di Bolzano.