HEILBRUNN
Heilbrunn, Bezirk Weiz, Steiermark
Heilsames Bründl.
Wegbeschreibung:
Der Ort Heilbrunn liegt auf 1032 m Seehöhe etwa 13 km nördlich der Bezirksstadt Weiz.
Wallfahrtskirche Heilbrunn
© Harald
Hartmann, Juli 2009
Legende:
Die Entstehung des Wallfahrtsortes geht auf das beginnende 17. Jahrhundert zurück. Um 1620 haben - so wird überliefert - die verstreut wohnenden Bauern hier ein „gemauertes Kreuz" errichtet, in das sie eine „5 Schuh" hohe, aus Ton gefertigte Marienstatue stellten. Rund eine Generation später wird erstmals von einem „Wunder" berichtet.
Ein auf beiden Augen erblindeter, begüterter Holländer, dem die Ärzte durch drei Jahre hindurch nicht helfen konnten, fand im Gebet zur Mutter Gottes Trost, Hoffnung und Kraft. Eines Nachts hörte er im Traum eine Stimme zu ihm sprechen: "Geh nach Steiermark in eine rauhe Gegend, welche Offenegg heißt, wo eine Marienstatue bei einem Brunnen steht. Dort wirst du sehend werden!" Erst nachdem sich dieser Traum zweimal wiederholt hatte, machte sich der Blinde mit seiner Frau auf die lange Reise. Nachdem er sich mit dem Quellwasser die Augen wusch, konnte er sofort sehen. Über diese Heilung fertigte der Holländer ein Schriftstück an, das später bei einem Brand verloren ging.
Gnadenquelle in Heilbrunn
"Gnadenquelle sei gegrüßt - Quelle, die beständig fließt
Trost der Christen - O Maria sei gegrüßt."
© Harald
Hartmann, Juli 2009
Schon einige Jahre später - 1671 - ereignete sich abermals ein „Wunder" Der Besitzer der Herrschaft und Burg Waxenegg, Hans Christoph von Webersberg, war von einer unheilbaren Krankheit - wahrscheinlich Skorbut - befallen und kam anläßlich einer Jagd an dem Bildstock und der Quelle vorbei, zu der die Bevölkerung immer zahlreicher betend kam, um Hilfe zu erflehen. Webersberg ließ sich von seinen Gefolgsleuten über die Heilkraft des „heiligen Brunnens" unterrichten und machte daraufhin ein Gelübde: Sollten er und seine Familie von ihrer Krankheit genesen, würde er anstatt des Bildstockes eine Kapelle bauen. Die Familie wurde gesund, und schon 1672 errichtete man auf Anordnung des Grundherrn eine Kapelle, in die man noch im selben Jahr die alte Marienstatue stellte. Als weitere Dankesbezeugung stiftete Webersberg eine Marienstatue, die 1674 geweiht und am Marktplatz in Anger aufgestellt wurde. Erst im Jahr 1689 wurde diese Statue schließlich nach Heilbrunn gebracht.
Hochaltar mit Marienstatue in der Wallfahrtskirche Heilbrunn
© Harald
Hartmann, Juli 2009
In den folgenden Jahren wurde stets am Pfingstsonntag eine Wallfahrt von Anger nach Heilbrunn unternommen. Erst später wurde diese Wallfahrt auf den Pfingstmontag verlegt und findet noch heute an diesem Tag statt.
Hintergrundinformation aus volkskundlicher
Sicht:
Der auf 1032 Metern Seehöhe liegende Wallfahrtsort Heilbrunn blickt auf eine Geschichte von mehr als 380 Jahren zurück. In aller Abgeschiedenheit, mitten in den ehemaligen dominikalen Wäldern der Herrschaft Waxenegg, entstand an einer aus einem Felsen entspringenden Quelle ein Ort der Einkehr und des Gebetes. Vor allem nach der Mitte des 18. Jahrhunderts war Heilbrunn ein Wallfahrtszentrum von überregionaler Bedeutung, das zwischen 1760 und 1784 von rund 665.000 Wallfahrern aufgesucht wurde.
Wasserfläschchen zum Abfüllen des Gnadenwassers
am Schriftenstand der Wallfahrtskirche von Heilbrunn
© Harald
Hartmann, Juli 2009
Für den Zeitraum zwischen 1752 und 1764 verzeichnet das Heilbrunner Mirakelbuch 299 Gebetserhörungen (Wunder). Die eigentliche Niederschrift begann im Jahr 1755, nachdem der Pfarrer von Anger die schon baufällig gewordene Kapelle als Filialkirche neu errichten ließ und den noch heute stehenden Pfarrhof erbaute. Erst ab diesem Zeitpunkt konnte eine ausreichende Wallfahrtsseelsorge gewährleistet werden. In mehreren Schreibheften und auf losen Blättern wurden weitere 123 Wunder aufgezeichnet. Diese umfassen die Zeit bis 1772. Insgesamt wurden in Heilbrunn also 422 Gebetserhörungen niedergeschrieben. Sie geben uns heute einen wertvollen Einblick in die Religiosität der oststeirischen Bevölkerung um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Der überwiegende Teil der Gebetserhörungen betrifft Krankheiten, gefolgt von Unfällen, Vieh, Unwetter, Feuer, Gewalttätigkeiten u. a. Daß gerade die Krankheiten in allen ihren Formen und Auswirkungen mit rund 75 Prozent das Übergewicht darstellen, ist für die Mirakelbücher allgemein typisch. Meist erflehte man die Hilfe Marias, wenn keine Arznei mehr half, kein Bader Rat wußte oder die betreffende Person schon von einem Geistlichen die Sterbesakramente empfangen hatte.
Die unternommenen Wallfahrten (Kirchfahrten) wurden immer nach einer Verlobung bzw. nach einer Gebetserhörung angetreten, wobei in fast allen Fällen der Votant diese selbst antrat, auch wenn er wegen eines körperlichen Gebrechens dazu nur schwer in der Lage war. Nach Ankunft im Wallfahrtsort meldete er sein Verlöbnis, das in der Folge im Mirakelbuch aufgezeichnet wurde. In sehr großer Zahl (30 Prozent) wurden für erhörte Gebete Opfertafeln und Votivgaben mit zur Kirche gebracht. Diese teilten dem Betrachter den Grund des Verlöbnisses mit. Leider existieren aus der Zeit des Mirakelbuches keinerlei Opfertafeln mehr; die Kirche selbst dürfte wegen der räumlichen Beengtheit im 18. Jahrhundert aber einer Bildergalerie geglichen haben. Bis zum josephinischen Prozessions- und Wallfahrtsverbot wurden insgesamt 139 Votivgaben als Danksagung für Gebetserhörungen zur Kirche gebracht.
Heilbrunn galt und gilt als Wallfahrtsort bei Augenleiden. Aber nur sehr wenige Gebetserhörungen bei Augenleiden wurden gemeldet. Immerhin sind aber einige Personen genannt, die als Blinde wieder sehend wurden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß es sich in keinem der Fälle um medizinisch blinde Votanten gehandelt hat. Mehrmals wird auch von Marienerscheinungen berichtet.
Quelle: Kirchenführer der Pfarre Heilbrunn.
Ergänzungen sind gerne willkommen!