SCHWIMMBAD AM GIEßEN, INNSBRUCK (HÖTTINGER AU)

Innsbruck, Tirol

Schwimmbad Gießen, INNSBRUCK © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

"Der Gießenbach"
Der noch unverbaute Gießenbach in der Höttinger Au nach Westen, 1955.
Bildbearbeitung: digital foto services
© Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-27309


Legende:


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Am Gießenbach in der Höttinger Au wurde 1833 die erste städtische Schwimmschule Innsbrucks errichtet. Wie die Chronik berichtet war es jedoch nicht mehr als "eine mit Brettern verschlagene Bude auf Privatgründen". Ein Schwimmbecken im heutigen Sinne suchte man damals vergebens - die Stadtgemeinde hatte lediglich die Grundeigentümer entschädigt, bestellte einen Aufseher und sorgte für die Schwimmhosen. Dieses primitive Freibad blieb bis zum Jahre 1870 in Verwendung.

Schwimmbad Gießen, INNSBRUCK © Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

"Der Gießenbach"
Der noch unverbaute Gießenbach in der Höttinger Au mit Blick in Richtung Osten zur Fischnalerstraße.
Bildbearbeitung: digital foto services
© Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-27308

Der Innsbrucker Turnverein richtet am 28. Oktober 1867 eine Petition mit zahlreichen Unterschriften an den Innsbrucker Gemeinderat, die die Errichtung einer städtischen Schwimm- und Badeanstalt betrifft. Um die damaligen Verhältnisse auf diesem Gebiet zu veranschaulichen, seien hier Auszüge dieser Zuschrift wiedergegeben:

"Für's Erste hat der Wassergraben (gesprochen wird von der 1833 errichteten Badeanstalt) so geringe Dimensionen, daß, wenn sechs oder acht Schwimmer sich darin bewegen, bei der größten Vorsicht und Kunst empfindliche Zusammenstöße gar nicht zu vermeiden sind. Man denke sich also die Annehmlichkeit dieses Badeplatzes, wenn er z. B. am Sonntage von der schwimmkundigen Schuljugend- und von dem reinigungsbedürftigen Nachwuchs des städtischen Gewerbestandes belebt wird! Ferner ist ein Wasser, dessen Temperatur selbst im wärmsten Sommer mit hartnäckiger Konsequenz in der bescheidenen Höhe zwischen 9 und 13 Grad sich bewegt, zwar von vorzüglicher Frische, aber nicht für Jedermann gesund und zuträglich. Innsbruck erfreut sich zwar eines kräftigen Menschenschlages, aber die spartanischen Naturen, welche im Gießenwasser mit Behagen herumplätschern, gehören doch zu den Ausnahmen."

Da auch der Gemeinderat die Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit und Dringlichkeit der Erstellung einer neuen Schwimm-und Badeanstalt für die Innsbrucker Bevölkerung anerkannte, wurden im folgenden Jahr Verhandlungen über Wasser- und Uferrechte am Gießenbach, und zwar in dem bereits von Bürgermeister Neuner dafür vorgesehenen Bereich, positiv abgeschlossen und in der Sitzung am 5. Februar 1869 der Ankauf des notwendigen Grundes gegenüber dem Gasthof "Rößl in der Au" vom Bürgerausschuß einstimmig beschlossen.

Am 19. Juni des folgenden Jahres fand dann die offizielle Eröffnung dieses neuen städtischen Freischwimmbades statt, und die Innsbrucker Nachrichten beschreiben sie am 27. Juni 1870 wie folgt: "Der Stadt zur Zierde und zum Ruhme gereicht die neue Schwimmschule in der Höttingeraue. Wir besitzen in ihr eine schöne große, sehr elegante und praktische Schwimmschule, wie man sie in wenigen Städten 1. Ranges finden wird, mit einer musterhaften Einrichtung."

Am 19. Juni 1870 fand die feierliche Eröffnung der neuen städtischen "Schwimmschule" am Gießen "in der Nähe des Rößlwirthes in der Au" statt. In der damaligen Tageszeitung, den "Innsbrucker Nachrichten", ist folgende Beschreibung zu finden: "Der Stadt zur Zierde und zum Ruhme gereicht die neue Schwimmschule in der Höttingeraue. Wir besitzen in ihr eine schöne große, sehr elegante und praktische Schwimmschule, wie man sie in wenigen Städten 1. Ranges finden wird."

Diese Badeanstalt, an die sich auch heute noch viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker gerne erinnern, war bis zum Jahr 1972 in Betrieb. Das auf demselben Areal erbaute und 1981 eröffnete städtische Hallenbad Höttinger Au bietet nun als Nachfolger der Innsbrucker Bevölkerung ganzjährig das "erfrischende Naß".

© Josefine Justic, Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Ergänzungen sind gerne willkommen!