Wallfahrtskirche Kaltenbrunn

Feichten im Kaunertal, Tirol

Wallfahrtsort Kaltenbrunn, 1261m © www.SAGEN.at

Wallfahrtsort Kaltenbrunn 1261 m
Postkarte ca 1920
©Bildarchiv SAGEN.at

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, angeblich 1272 eine Kapelle errichtet, erste Nachricht aus dem Jahre 1285, wo der Kap. schon ein Ablaß verliehen wurde. 1438 wurde die alte Kapelle durch Brand zerstört. 1592 wurde die
neue Kapelle vollendet, nachdem der Chor schon 1502 begonnen wurde. Seit 1639 Pfarrkiche Die eigentliche Gnadenkapelle, steht in der Kirche. Zeitweilig in alter Zeit durch Einsiedler betreut.

Polychromierte gekrönte Marienstatue mit Zepter und Ähren im rechten Arm, das nackte gekrönte Kind auf dem linken Arm in Ypsilon-Stellung auf Hochaltar, nur 40 cm hoch (um 1400). Beim Brand von 1438 blieb die Statue angeblich vom Feuer unversehrt. Nach Vermutungen ist die jetzige Statue aber nicht mehr Original. Man will an der Statue Gesichtsveränderungen festgestellt haben. Sie errötete und wurde wieder wachsgelb. Der Stein, worauf die Statue gefunden wurde, ist zum Altarstein verwendet worden.

Legende:

Nach der Legende stand die Statue zuerst in einem "Gestaudacht'' auf einem Stein, auf dem selbst Korn wuchs, dem aber das Vieh keinen Schaden tat, worauf ein Pilger prophezeite, daß hier ein hl. Ort erstehen würde, viele Kirchenfahrten und Wunderzeichen würden hier vorfallen. Ein anderer frommer Mann, Johann Macharius, hätte dann eine hölzerne Kapelle über Stein und Statue errichtet, bis schließlich ein Edelmann, Erbo von Schenkenberg, aus Buße für seine Sünden, nachdem er nächtlicherweile eine Erscheinung gehabt, die ihn nach dem Ort Kaltenbrunu reisen ließ, eine steinerne Kapelle errichtete. Dies sei 1272 geschehen. Schon früher hätte man "englische Stimmen" in der Kapelle vernommen und wiederholt will man "geisterhafte Prozessionen" gesehen haben ("eines Tags vil Volkh processionsweiss in gueter Ordnung vnd mit hechster Andacht zu der Capellen gehen sehen; voraus ward ein rotes Fähndl getragen, das Volkh alles schön weiss bekleidet. Nachdeme aber die Nachparn zu abents uacher Hauss khumen vnd dem wunderbaren Kreutzgang nachfragten, haben sye in dem wenigsten nichts erforschen khennen, hat auch Niemant wissen wollen, dass desselben Tags ein frembde Persohn dahin khumen saye"). Als man nach dem Brand von 1438 die unversehrte Statue nach Prütz brachte, kehrte er immer wieder nach Kaltenbrunn zurück.

Siehe auch:

Die Wallfahrt Kaltenbrunn

Das Marienbild zu Kaltenbrunn

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Kaunsertal, Gasthaus Alpenrose, Kaltenbrunn © www.SAGEN.at

Kaunsertal [ab 1937 Kaunertal] - Gasthaus Alpenrose - Kaltenbrunn
Postkarte ca 1920
©Bildarchiv SAGEN.at

Benützung der Heilquelle. Brunnenhalle 1920 abgebrochen. Das Wasser entsprang aus der Brust einer Heilandstatue. Ein Lied besagt:

"Diss Wasser war so kräfftig,
Ich denkte bey mir tröstig,
Wolts trinken Andachts weis,
Und wans nit kunt erwerben,
Vor Elend müsst ich sterben.
Und seyn der Würmer Speis." -

Wallfahrtskirche Kaltenbrunn im Kaunertal, Tirol © Wolfgang Morscher

Die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn im Kaunertal, Tirol.
Links der Heilwasser-Brunnen, rechts im Kircheninneren das Marienbild zu Kaltenbrunn.

© Wolfgang Morscher, 31. Oktober 2005

Der Brunnen von Kaltenbrunn der im Ansehen einer Heilquelle ist © Peter Schneider

Der Brunnen von Kaltenbrunn der im Ansehen einer Heilquelle ist
© Peter Schneider, Juni 2006


Erweckung toter Kinder zum Leben. Schon 1627 pflegte der Pfarrer tot geborene Kinder zu taufen, die man nicht selten aus anderen Gegenden hieher brachte. Auch Spanschneiden war hier gebräuchlich.
1608 sah der Visitator mit Mißfallen Statuen der hl. Maria, die im Gesichte mit Messern zerschnitten waren, "non sine superstitionis suspicione". Die Auswahl (47 Fälle) aus dem Mirakelbuch (angeblich aus vielen hundert Guttaten) weist auf keine besonderen Wallfahrtsmotive hin. Der früheste Fall ist von 1513. Ein gewisser Lenz, Nachkomme des Freindsperg wird von einer Kugel befreit; 1633 Pest im Kaunsertal, ein Pferd adoriert eine Pestleiche; 3 Imster, die mit Vögeln nach Hamburg fuhren, geraten in Seenot. Versprechen einer Wallfahrt auf Knien. 18 Fälle betreffen Krankheiten, die übrigen 29 Unglücksfälle und seelische Zustände. Auf einer Wand Votivbilder, die aber von Zeit zu Zeit weggegeben werden. Hueber meldet 1735 "vil 100 Votiv-Taflen", daneben hunderte von Krücken "eysene Reiff, Ketten und Band".
Im Mirakelbuch Hueber werden 3 Fälle von Verzauberung aus den Jahren 1724, 1725 und 1731 gemeldet. Die letztere geschah durch einen Schleier, den jemand auf der Straße aufhob.

Wallfahrtskirche Kaltenbrunn © Martina Matuella

Wallfahrtskirche Kaltenbrunn
Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt in Kaltenbrunn im Kaunertal (Tirol) mit Friedhofskapelle im Vordergrund. Spätgotischer Bau, urkundlich 1285 (?) der Legende nach von einem Ritter Schenkenberg, der, um einen Mord zu büßen, hier als Einsiedler hauste, gegründet. Wallfahrt seit dem 14. Jahrhundert. Nach einem Brand 1438 ein spätgotischer Neubau am Ende des 15. Jahrhunderts, seit 1891 Pfarre.
© Martina Matuella, Oktober 2007

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1956, Bd 3, S. 66

Ergänzungen sind gerne willkommen!