Contra Kchluibnschedl.

Mir war nicht leid, daß ich ihn still gemacht hatte. In seinem Schnapsdelirium sprach er Dinge, die mich verdrossen.

Vor allem war es unpassend, daß ihm "Innschbruckcha", "Wallische" und "Boarn" gleichviel galten. Der tarrolische Historiker J. Hirn muß mit Leuten wie Kchluibnschedl gesprochen haben, wenn er behauptet, daß die Tarroler Kämpen "beklagenswerte Exzesse begangen" hätten 1) und wenn er Weiterhin von einer "gewalttätigen bäuerlichen Polizei" 2) in Innschbruckch berichtet.

Dergleichen ist sicher nicht vorgekommen.

Unrecht hat Kchluibnschedl auch, wenn er meint, es habe sich um einen Glaubenskampf gehandelt. Bedauerlicherweise scheint der tarrolische Maler Egger-Lienz ebenfalls unter dem Einflusse eines Kchluibnschedls zu stehen, weil er auf seinen Schlachtenbildern an der Spitze der tarrolischen Streiter immer Geistliche mit erhobenen Kruzifixen einhergehen läßt.

Alles falsche Kchluibnschedl-Ideen ! Einen "Freiheitskampf" kämpften die Tarrola. Das klingt, das läßt sich hören!

Und ihr Führer dabei hieß Pater Haschpinga.

Und die Freiheit, die sie verteidigten und nicht verlieren wollten, - - ja - - die, die bestand darin - daß sie sehr eifrig den Rosenkranz beteten, eben wegen der Freiheit, die sie hochhielten.

Wir wollen jetzt von etwas anderem reden.

Also Kchluibnschedl hat Unrecht.

Es ist nämlich auch gar nicht wahr, daß sie alle Feinde davonjagten. In Kchopfstoa beispielsweise blieben die "Boarn" ruhig in ihrer Festung, während das Land rundum den Tarrolan gehörte. Das beweist Duldsamkeit und Nachsicht.

Der trunkene Kchluibnschedl hat von solchen Dingen scheinbar nie etwas erfahren!

Sicherlich waren auch nicht alle in so wütender Stimmung wie er. Der tarrolische Dichter Lutteroti läßt einen Kämpfer zum "Hauptmo'" sagen:

- "Mar hôb'n üns 's Maul varbrönnt."
Jatz is Land'l voll Soldôt'n,
Dö wear'n nit schlecht fôss'n,
Dar Teufl hot's üns g'rôth'n,
Uns in dön Kriag einz'lôss'n." - - 3)

Derartige Ansichten sind einem Kchluibnschedl selbstverständlich nie gekommen!

Schließlich noch eine beruhigende Bemerkung für konservativ Denkende, die es vielleicht unangenehm empfinden, daß "Freiheitskämpfer" siegten. Nur tendenziöse Darstellung vermöchte die Sache in diesem Lichte darzustellen. Die Geschichte weiß bloß von vergeblich erregten Aufständen zu berichten,
deren endgültiges Ergebnis nicht mit dem Worte "Victoria" bezeichnet werden kann. Zwei ganz andere Wörter sind hierzu nötig, sie heißen - weil wir schon mit lateinischen Brocken angefangen:

Proditio et clades. - - -

Begreiflicherweise wußte Kchluibnschedl auch davon nichts, weil er sicher kein Latein verstand.

Aber abgesehen von dieser Unkenntnis, sind seine Äußerungen überhaupt nicht ernst zu nehmen. Er hat sie
Kluibenschedl rekonstruiert nach Egger-Lienz
im Schnapsrausch getan - und nur im Wein ist Wahrheit, nicht im Schnaps!

Wenden wir uns darum von ihm ab und freuen wir uns lieber mit jenen, die sich zu freuen vermögen, weil sie nichts von den Kchluibnschedln wissen!



1) Tirols Erhebung im Jahre 1809, p. 349
2) ebenda, pag. 655.
3) Auszug der Miliz-Kompagnie von St. Nikolaus . . . etc.