Man könnte versuchen, den Glauben der Tarrola als ein Spiegelbild ihres starren, ernsten und eisigen Berglandes hinzustellen, Eine solche Betrachtung wird nicht immer zutreffend sein; sowie dieser nordischen Gegend der Sommer nicht völlig fehlt, ebensowenig scheint dem ernsten Glauben ihrer Bewohner die Munterkeit und der befreiende Witz gänzlich zu mangeln.
In keinem Lande habe ich jemals an Kirchen solche Maueranschläge gefunden wie in Tarrol. In Innschbruckch beispielsweise 1) sah man einmal folgendes Plakat in der Nähe der Kirchentüre aufgeklebt:
An anderen Kirchen war zur Faschingszeit im selben Orte ein großer Anschlag dieses Inhaltes zu lesen:
In die Schlingen der Buchstaben F, T und G waren munter grinsende Fratzen eingezeichnet.
Ich könnte noch drei solche schöne Beispiele anführen, aber nicht alles darf gedruckt werden - was an Kirchen in Tarrol angeschlagen werden darf.
Ein Volk, das am Wege zur Kirche in einer Minute an Mummenschanz und Tanzmusik denkt und schon in der nächstfolgenden kreuzeschlagend und weihwasserspritzend gesammelt und andächtig vor seinen Gott hintritt, muß eine elastische Seele haben und am Grunde dieser Seele ist jedenfalls die wahre Religiosität zu finden. Gläubig und fröhlich, das ist das Rechte!
Im Griechischen nennt man so etwas auch aber das kann man nicht ins Deutsche übersetzen.
Mit wahrem Abscheu hat es mich dagegen erfüllt, was ich hunderte Male in den Ländern der "Pölz" auf den Kirchen aufgestanzt fand.
Es waren einfach diese Worte:
"Si prega di non lordare la casa di Dio."
Man bittet, das Gotteshaus nicht zu beschmutzen!
Und das muß diesem Volke erst gesagt werden!
In Tarrol ist dies unnötig.
1) 28. Februar 1908.