O
Ononis spinosa. Hauhechel. Amulet, um den Hals zu tragen gegen
Hieb und Stich, gegen Räuber und Diebe. Hemmt wegen seiner Dorne
die Schnitter bei der Arbeit; daher Symbol der Hindernisse in der Blumensprache.
"Hauhechel", erklärt Fuchs, "dass es so tieft einwurtzelt,
das mans mit Haven muss ausreutten", also von hauen, während
Kniphof (1733) Heuhechel, "weil das hev bleibt daran hangen,"
für richtig hält. In Niederösterreich auch "Liabe
Frauenschucherl" wegen der zygomorphen Blüte. Doch dabei mit
mythischem Bezuge, wie die volksthümliche Bezeichnung "Unser
liab'n Frau Bettstroh" aus Wiener-Neustadt lehrt. Das spiessige Kraut
soll die Leiden Mariens symbolisieren.
***
Origanum vulgare. Dosten. Soll im Hause als Arcanum gegen Zauberei, Hexerei, Diebstahl etc. sorgfältig verwahrt werden. Es ging das Sprüchlein : "Vor Dosten und Dorant (cf. Antirrhinum) fliehen Nixen und Wichtlein". Der Teufel wollte im Badischen ein Mädchen entführen, aber die Mutter hatte es heimlich mit Zauberkräutern versehen. Der Teufel entfloh mit dem Rufe:
Dosten und Johanniskraut 25)
Verführen mir meine junge Braut.
Und als die Hexe von Hildesheim in einen Garten schlich, um Unheil zu stiften, wurde sie durch Dill und Dosten gebannt:
Dillen und Dust
Dat hev ick nich gewusst.
Wenn die Hexen auf der Folterbank ohnmächtig wurden, beräucherte
man sie mit Dosten, um sie vom Teufel los zu kriegen. In einer Brüxer
Sage heisst es: ". . . Buben, nun thut euch kein schwarzer Zwerg
etwas, denn das Kraut Orant, welches an den schönen Perlenschnüren
hängt, schützt euch, bis der Pfarrer kommt und euch ordentlich
tauft."
Erwähnung verdient eine neue hygienische Anwendung des zauberberühmten
Dosten. Den zahlreichen, bisher meist mit wenig Erfolg durchgeführten
Versuchen, dem Tabak die giftige Wirkung des Nicotins zu benehmen, ohne
ihm gleichzeitig alle anderen, für den Raucher wertvollen Bestandtheile
zu entziehen, hat nämlich Dr. Gerold (Halle) ein weiteres
Verfahren zugesellt. Er behauptet, in dem Safte von Origanum vulgare,
bei gleichzeitiger Anwendung von Tannin, ein geeignetes Mittel zur Imprägnirung
des Tabaks gefunden zu haben, welcher hiedurch vollkommene Unschädlichkeit
erlange, ohne am schönen Aeusseren, an seinem Aroma und Geschmack
irgend welche Einbusse zu erleiden.
25) cf. Hypericum.
Quelle: Zauberpflanzen und Amulette, Dr. E. M. Kronfeld,
Wien 1898, S. 48f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juni 2005.
© www.SAGEN.at