Die Wichtlmannlen
Heustadl  © Wolfgang Morscher
Heustadl auf den Grinser Wiesen, Tirol
© Wolfgang Morscher, 26. juli 2005

Dies sich kleine Mannlen, die sich in Ställen und andern finstern Orten aufhalten. Sie lassen sich selten sehen und sind gar scheu. Die größte Freude haben sie, wenn sie die Leute recht tücken und necken können. Da binden sie zwei Kühe an eine Kette oder treiben den Kopf einer Kuh durch's enge Stallfenster hinaus. Wenn sich die Leute dann vergebens recht abarbeiten, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, lachen sie in den Winkeln laut auf. Vor etlichen Jahren trieb ein solches Wichtele in einem Bauernhause zu Grins sein Unwesen. Kehrten die Leute von der Arbeit heim, fanden sie in der Stube alles von unterst zu oberst gekehrt. Die Tische und Bänke hatten die Füße nach oben, und aus allen Kammern waren Betten und Strohsäcke zusmmengetragen. Man wußte lange nicht, wer das thue. Da hörte die Bäurin, die einmal paßte, in der Küche arbeiten. Sie gieng nun zur Küchthüre und sah unten durch's Loch, das für die Hennen angebracht ist, hinein. Da stand ein Wichtlmannl, kaum zwei Spannen lang, am Herde. Später ließ es sich nicht mehr sehen. (Grins bei Landeck)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 124, Seite 76.