Am Dreikönigstag
Vor und nach dem
Feste der Heiligen Drei Könige ziehen die Sternsinger durch mehrere
Tage von einem Orte zum anderen. Die Heiligen Drei Könige werden
als Nothelfer verehrt. An die Haustür wird 19 - K + M + B -.. geschrieben.
Das am Vortage des
Festes der Heiligen Drei Könige geweihte Wasser ist hochgeweiht und
fault nicht, wenn man es auch das ganze Jahr aufhebt. Das Heiligendreikiniwässer"
ist gut gegen die hinfallende Krankheit: Wenn man den Hingefallenen mit
solchem Wasser anspritzt, so läßt der Anfall nach.
Am Vorabende des Heiligendreikönig-Festes soll der Tenn sauber abgeräumt
werden, damit die Heiligen Drei Könige darauf tanzen können.
Am selben Abende werden alle Räume des Hauses mit Weihrauch geraucht
(geräuchert), mit Weihwasser besprengt und auf jede Türe mit
geweihter Kreide drei Kreuze und die Anfangsbuchstaben der Namen der Heiligen
Drei Könige Kaspar, Melcherl und Balthasar geschrieben. Dann wird
der Rosenkranz gebetet und ein reiches Nachtmahl gegessen, nämlich
Suppe, Braten, gebackene Knöderl, Ahalkoch (Mehlkoch), gesottene
Zwetschken und zuletzt Semmelmilch der Sampermilch (gesottene Milch mit
Semmelschnitten). Daher heißt die Heiligendreikönig-Nacht auch
die feiste Rauhnacht. Die letzte Rieht, nämlich die Semmelmilch,
darf nicht ausgegossen werden, sondern man läßt die Hälfte
stehen und die Löffel darin stecken oder legt sie so auf den Rand
der Schüssel, daß beide Enden frei schweben. Dann um Mitternacht
kommt die Bercht mit den ungetauft verstorbenen Kindern, ißt mit
ihnen von der Sampermilch, daß man das Schlürfen hören
kann, und segnet dafür das Haus fürs ganze Jahr. Der, welcher
den mehreren Rahm an seinem Löffel gelassen hat, wird im Jahr darauf
beschenkt werden. Wegen des Besuches der Bercht heißt die Heiligendreikönig-Nacht
auch die Berchtnacht. Am anderen Morgen ist wieder so viel Semmelmilch
in der Schüssel wie Abends. Wessen Löffel aus seiner Lage gerückt
erscheint, der hat Unglück zu fürchten. Wessen Löffel in
die Schüssel hineingefallen ist, der wird im nächsten Jahre
sterben. Wessen Löffel herausgefallen ist, der kommt aus dem Hause.
Ledige Personen, an deren Löffel sich viel Milch angereimt hat, heiraten
bald. Man ißt die Berchtmilch zum Frühstück und gibt davon
auch den Hühnern, daß sie viele Eier legen, und den Kühen,
daß sie viel und gute Milch geben.
Die ungetauften Kinder der Bercht haben seltsame Namen wie Gagraunzel,
Thomaszoll, Märzenkalbel, Zudarn, Zadarwaschel u.s.w.
(Anmerkung von Pfarrer Leeb:
Die Meinung, das Heiligendreikönigswasser sei hochgeweiht, stammt
daher, daß es in manchen Bistümern mit einem hochkirchlichen,
fast eine Stunde dauernden Ritus geweiht wurde, welcher aus der morgenländischen
Kirche, die am Feste der Erscheinung vornehmlich den Tauftag Christi feierte,
in die abendländische Kirche eingedrungen war, aber 1725 und 1892
von Rom verboten wurde. Da die heilige Schrift und Tradition vom Tanzen
der Heiligen Drei Könige nichts meldet, ist es auf den Reigen der
in den Rauhnächten umziehenden Götter und Elfen zu beziehen.
Das zeigt auch der Rinds- oder Menschenfuß, der von der wilden Jagd
herstammt, die besonders in den Rauhnächten umzieht. Frau Bercht
ist die Göttin Berchta (d.h. die Leuchtende), die Inhaberin des Elfen
- oder Kinderparadieses. Wie die Berchtel, so ging auch die griechische
Göttin Hekate an Wegscheiden um. Wie der Bercht, so wurde auch der
Hekate Speise hingestellt.)
Quelle: Sagenreise ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen,
Geschichten - aus dem reichen Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt
und herausgegeben von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für
Dorferneuerung in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard
Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau,
freundlicherweise für SAGEN.at
zur Verfügung gestellt.