Die Eiche
Einmal vor alten
Zeiten waren die Ochsenhalter gar so schlimm und ausgelassen. Sie fluchten,
schalten, sangen schlechte Lieder und übten allerlei böse Streiche
zum Ärger der übrigen Leute. Das beobachtete einstmals der Teufel
bei einem Rundgang auf der Erde und bekam Lust, die Ochsenhalter allesamt
zu holen. Gott jedoch sprach zum Bösen: So lange Blätter
an den Bäumen hangen, darfst du nicht nach den Ochsenhaltern gelangen."
Der Teufel denkt sich: Kommt nur der Spätherbst, dann mach
ich meine Ernte." Der Spätherbst kam, die Blätter fangen
an zu fallen und fallen ab bis auf die der Eichen, besonders der Wintereiche.
Der Böse wartet noch eine Weile, die Schneeflocken kommen schon heran,
die Ochsenhalter haben sich bereits in gute Ruhe begeben, aber die Eichenblätter
wollen noch immer nicht herabfallen. Endlich springt der Böse voll
Wut auf die Eichbäume hinauf und will das Laub mit den Zähnen
herunterreißen. Er zerriß dabei wohl die Blätter, aber
sie fielen dennoch nicht herab. Daher sehen die Blätter der Eichen
wie von Zähnen zerbissen aus. Auf diese Art wurden die Eichen die
Schutzbäume der Viehhirten.
Quelle: Sagenreise
ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen, Geschichten - aus dem reichen
Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt und herausgegeben
von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für Dorferneuerung
in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard
Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau,
freundlicherweise für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.