Der Hollerbaum
Ein altes Sprichwort sagt: Vor einem Hollunderbaum
soll man den Hut rücken, wenn man vorübergeht: Seine Blüten
und Beeren haben Heileigenschaften. Die Wurzeln werden gerühmt bei
Wassersucht. Die zarte innere Rinde ist ein sympathisches Mittel. Aufwärts
geschabt gilt sie als ein gelindes Brechmittel, abwärts geschabt
als ein Laxiermittel. Sogar der zuweilen auf dem Baum wachsende Schwamm
findet Anwendung gegen
den sogenannten Gliedschwamm an Menschen.
Wenn einem Schwerkranken keine Arznei half, so wandte man als letztes
Mittel das Vernageln der
Krankheit an. Man schlug dann nämlich einen Nagel in einen Hollerbaum.
Hat ein Kind einen Bruch, so schlage man einen Nagel in einen Hollerbaum
oder eine Esche. Wenn der Nagel überwachsen wird, sodaß man
nichts mehr von ihm sieht, so heilt der Bruch, sonst aber nicht.
Bei Gewitter wirft man grüne Hollerzweige ins Feuer, denn so weit
der Rauch von Hollerlaub steigt, kann es nicht einschlagen.
Wenn der Holler nachblüht, kommt ein Nachwinter.
Wo eine Hollerstaude steht, da ist eine Brunnader. Einen Hollerbaum soll
man weder umhacken noch ausgraben.
Quelle: Sagenreise
ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen, Geschichten - aus dem reichen
Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt und herausgegeben
von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für Dorferneuerung
in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard
Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau,
freundlicherweise für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.