Der Kuckuck
Der Kuckuck ist ein verwunschener Müller,
der den armen Leuten das Mehl und Brot vorbehielt und darum jetzt als
Vogel ein mehlbestäubtes Gefieder tragen muß.
In der Ötschergegend hört man folgende Sage: Christus kam auf
seinen Wanderungen an einer Mühle, nach anderen an einem Bäckerladen
vorüber und sandte seine Jünger hinein, um Brot zu erbitten.
Aber der Müller oder Bäcker wies die Bittenden ab. Seine Frau
hingegen und ihre sechs Töchter trugen dem Herrn heimlich Brot zu.
Daher sind sie als Siebengestirn (Plejaden) an den Himmel versetzt, der
hartherzige Müller oder Bäcker aber zum Kuckuck verwandelt worden.
Daher kommt es, daß, so lang der Kuckuck ruft, von Tibartii (14.
April) bis Johann! (24. Juni), das Siebengestirn am Himmel nicht gesehen
wird. Der Kuckuck muß schreien am 14. April, schreit er, wo er will.
Wenn man den Kuckuck das erste Mal schreien
hört, soll man Geld im Sacke haben und damit scheppern, dann wird
es das ganze Jahr nicht zu wenig.
Wenn man den Kuckuck das erste Mal hört, soll man aufpassen, wie
oft er schreit, denn so viele Jahre lebt man noch.
Sobald das erste Mandel (Garbenfigur) auf dem Felde steht, hört der
Kuckuck zu schreien auf und fangen die Geier zu schreien an. Deswegen
meinen die Leute, der Kuckuck werde im Herbste ein Geier.
Quelle:
Sagenreise ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen, Geschichten - aus
dem reichen Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt und
herausgegeben von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für
Dorferneuerung in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard
Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau,
freundlicherweise für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.