In der Silvesternacht

In der Silvesternacht gießt man geschmolzenes Blei ins Wasser und liest aus der Gestalt der erhaltenen Figuren sein Schicksal im neuen Jahre. Erhält man z.B. die Figur einer Wiege, so wird es im nächsten Jahr Nachwuchs geben. Die Form eines Bauers zeigt an, daß man ein Forstmann oder Gärtner werden wird. Nadeln oder Nägel deuten auf den Beruf eines Schneiders.

Am Silvesterabend wird in Niederösterreich das Losen und Lösseln besonders eifrig betrieben. An diesem Abende wird in verschiedenen Gegenden der Silvesterkönig gekrönt. Dem tölpelhaftesten aus dem Hausgesinde wird ein Strohkranz aufgelegt und ein Strohbüschel in die Hand gegeben. Die übrigen jagen dann den Silvesterkönig mit einer aus Stroh geflochtenen Peitsche durch Tür und Tor. Er muß so lange vor der Tür stehen, bis sich die jüngste Magd seiner annimmt und ihn hereinführt. Diese Magd ist nun das Haupt des Gesindes für das kommende Jahr und den ganzen Abend hindurch werden ihr Glückwünsche dargebracht.

Quelle: Sagenreise ins Pielachtal, Sagen, Erzählungen, Geschichten - aus dem reichen Sagenschatz des Pater Willibald Leeb. Zusammengestellt und herausgegeben von der Arbeitsgruppe Heimatforschung im Verein für Dorferneuerung in Hofstetten und Grünau. Text: ca 1900.
Von Gerhard Hager, Verein für Dorferneuerung, 3202 Hofstetten-Grünau, freundlicherweise für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.