Zu Beginn des 17. Jahrhunderts litt Wien unter Brennstoffmangel. Holz, der damals wichtigste Energieträger war nur mit großer Mühe aus dem Urwäldern des Wienerwaldes heranzuschaffen, da es noch keine Strassen in diesem Gebiet gab. Eigentümer der holzreichen Wälder um Alland war des Kaiserhaus, das zudem unter chronischem Geldmangel litt. Leopold I. ließ Holzfäller und Facharbeiter für Wasserbau aus dem Westen Österreichs kommen. In den Tälern der Zentralalpen führte man schon seit langen Zeiten Holztriften durch. Im Jahr 1667 kamen also 51 Holzfäller und Zimmerleute aus dem Salzkammergut über Traun und Donau nach Wien. Sie brachten ihre Werkzeuge und das gesamte Eisenzeug für den Bau der ersten Klause mit. Für sie wurde eine Siedlung errichtet, die den Namen des Kaisers erhielt: "Leopoldsdorff in der Claußen".
Die erste Klause war ein relativ einfacher, holzverstärkter Erddamm mit einem großen Holztor. Im Laufe der nächsten Jahre wurde ein ausgeklügeltes System mit einer Hauptklause (Klause kommt von lateinisch "claudere" - verschließen) und 13 gemauerten Nebenklausen errichtet, das alle Zubringerbäche zur Schwechat erfasste. Es sind dies im Uhrzeigersinn um die Hauptklause (H) die
- Großkrottenbachklause
- Hollerbachklause
- Riesenbachklause
- Schöpflklause
- Lammerbachklause
- Gaisrückenbachklause
- Kleinkrottenbachklause
- Lengbachlklause
- Ranzenbachklause
- Agsbachklause
- Hainbachklause
- Weidenbachklause
- Hanefbachklause
Das Klausensystem bei Klausen-Leopoldsdorf
© Harald Hartmann
Das im Winter geschlägerte Holz wurde zu Meterprügeln geschnitten, vor den Klausen aufgeschichtet und das Schmelzwasser im Frühjahr aufgestaut. Durch gezieltes Ablassen der einzelnen Stauseen wurde das Holz mitgerissen und über die Schwechat bis Baden getriftet, wo es durch einen großen Rechen aufgefangen wurde. Dort wurde Das Holz auf Kähne geladen und über den Wienerneustädter Kanal bis Wien geschifft. Diese Methode brachte nicht nur eine gewaltige Zeit- und Arbeitsersparnis, auch und vor allem die Kosten waren wesentlich geringer als die eines Straßentransportes. Alleine im Jahr 1720 wurden 100.000 Raumfestmeter Holz über die Schwechat getriftet. Das entspricht etwa 20.000 Fuhrwerken oder dem Holzbedarf von 10.000 Haushalten. Während der gesamten Betriebszeit wurden etwa acht Millionen Raumfestmeter Brennholz kostengünstig und unabhängig von Straßen über eine weite Strecke befördert.
1756 wurde unter Maria Theresia die Hauptklause erneuert und stellt heute noch ein imposantes Steinbauwerk dar. Die letzte Trift auf der Schwechat fand 1939 statt, danach verfielen die Klausen in eine Dornröschenschlaf. Unbeachtet blieben sie stehen. Manche wurden vom Wald überwuchert, einige verfielen mehr, andere weniger stark und eine, die Hollerbachklause wurde ganz abgerissen.
In den letzten Jahren entsann man sich wieder dieser Bauwerke. Unwetter und der Klimawandel führten zu Hochwässern im Wienerwald und die Klausen boten sich als geradezu ideale Rückhaltebecken an. Immerhin fasst die Hauptklause 82.000 m³ und die Nebenklausen etwa 23.000 m³ Wasser pro Klause. Als erstes Bauwerk wurde die Riesenbachklause wieder hergestellt und im Oktober 2006 ihrer neuen Bestimmung übergeben.
Die Errichtung der Klausenanlagen revolutionierte das Transportwesen der damaligen Zeit. Durch die Renovierung wird so eine historische Industrieanlage und ein Kulturerbe nicht nur für die Nachwelt erhalten sondern auch einer neuen, nützlichen Bestimmung zugeführt. Bis allerdings alle Klausen renoviert sind, wird bei Kosten von durchschnittlich 300.000 € pro Bauwerk noch einige Jahre dauern.
Die Großkrottenbachklause bei Klausen-Leopoldsdorf. Der Damm ist nur mehr als niederer Hügel zu erkennen, das Geschiebe des Baches bildete im Laufe der Jahre eine fast ebene Wiesenfläche.
© Harald Hartmann, Oktober 2006
Die Großkrottenbachklause bei Klausen-Leopoldsdorf. Der Damm im Bereich der Schieberanlage ist gebrochen und verfallen. Bei den nächsten Unwettern wird das Schwemmholz das seine tun.
© Harald Hartmann, Oktober 2006
Die Hauptbachklause bei Klausen-Leopoldsdorf. Talwärtige Seite der Staumauer.
© Harald Hartmann, Oktober 2006
Die Hauptbachklause bei Klausen-Leopoldsdorf. Deutsche Inschrift über dem südlichen Wasserdurchlass.
© Harald Hartmann, Oktober 2006
Die Hauptbachklause bei Klausen-Leopoldsdorf. Lateinische Inschrift über dem nördlichen Wasserdurchlass (inhaltsgleich mit der deutschen auf dem südlichen Durchlass).
© Harald Hartmann, Oktober 2006
© Harald Hartmann, Oktober 2006
Quellen: Holztrift- und Forstmuseum Schöpflklause; Biosphärenpark Wienerwald Management; Bürgermeister von Klausen-Leopoldsdorf.