CARL ALEXANDER, Tagebuchblätter von einer Reise nach München und Tirol im Jahre 1858. Herausgegeben und erläutert von Konrad Höfer, Eisenach 1933.
Für die Digitalisierung wurde das Exemplar der Universitätsbibliothek Innsbruck verwendet.
© Digitalisierung: Veronika Gautsch, www.SAGEN.at
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"Einen steilen Weg an schroffer Felswand, fuhren wir mühsam hinab; sie war die Martinswand, und bald sahen wir in der Tiefe die Lichter von Innsbruck, und bald fuhren wir ihm zu über die Brücke, die alte, die mich von Florenz träumen ließ. Kalckreuth in unserer Straße auf und ab ging, sah ich hoch über den Häusern die hohen Felswände der Berge jenseits des Inns. Ich kenne keine Stadt, wo dieser Gebirgscharakter so ausgeprägt ist wie hier; dabei hat sie etwas sehr Naturwüchsiges, dem Boden und der Zeit [Gemäßes]. Die unzähligen Erker erzählen aus den guten Tagen Kaiser Maximilians und der schönen Welserin, am meisten aber ist es das goldene Dach am Ende dieser Straße."
(Aus: CARL ALEXANDER, Tagebuchblätter von einer Reise nach München und Tirol im Jahre 1858. Herausgegeben und erläutert von Konrad Höfer, Eisenach 1933.)
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"Ein sehr merkwürdiges Beispiel artistischen Verständnisses des Mittelalters bleibt das Grab Kaiser Maximilians. Die großen Statuen, welche es umstehen, wie das Bildwerk des Kaisers selbst auf dem Sarg, sind schöne Blüten des Kunstfleißes damaliger Zeit und vielbedeutende für die Kunst überhaupt; denn sie zeigen, was und daß wir schaffen können aus dem Leben selbst, in dem wir stehen, um wahrhaft Künstlerisches zu erzeugen. Mehrere von diesen Statuen sind Meisterstücke der Auffassung, ich nenne hier den König Arthur und Maximilian selbst, alle aber sind Meiststücke der Ausführung."
(Aus: CARL ALEXANDER, Tagebuchblätter von einer Reise nach München und Tirol im Jahre 1858. Herausgegeben und erläutert von Konrad Höfer, Eisenach 1933.)
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"Der Zauber der Gebirgslandschaften, die Größe und Zartheit, gepaart mit dem Detail, trat mir heute merkwürdig vor die Augen. Das ganze breite Inntal, soweit ich es kenne, entwickelt diese Herrlichkeit in ununterbrochener Fülle, wie eine weite Halle der köstlichsten Schöpfungen. Der erste Blick aus den Straßen von Innsbruck empor zu den ewigen Höhen, die hineinstehen in all das kleinliche Getriebe der Welt, ist dem Gesagten entsprechend."
(Aus: CARL ALEXANDER, Tagebuchblätter von einer Reise nach München und Tirol im Jahre 1858. Herausgegeben und erläutert von Konrad Höfer, Eisenach 1933.)