Bergwerke und Bergbau im Atlas Tyrolensis 1774, Peter Anich, Blasius Hueber
Wolfgang Morscher
Einleitung und Übersicht zum Atlas Tyrolensis
Bergbau, Schmelz- und Glashütten, Pulvermühlen im Atlas Tyrolensis
Peter Anich verwendete als Signatur für den Bergbau die Form von zwei gekreuzten Bergmannspicken. Die Bergbauhinweise der Anich-Karte sind in kartographischer Hinsicht neu.
Zwei Eintragungen eines Bergwerkszeichen (im Nauderer Tscheytal und im Kaunertal, mit Mondsichel als Hinweis auf Silberbergbau) sind ungeklärt.
Der "Salz Berg" oberhalb von Hall trägt keine Signatur, die Gebäude sind durch Standortsringe angedeutet. Dennoch fehlt in der Karte das Sudhaus von Hall und der große Holzrechen im Inn. Der Weg vom Westen zum Stempeljoch, von wo man das Grubenholz in das Halltal hinunterwarf, ist eingezeichnet.
Nicht erwähnt sind die Goldwäschereien an der Sill und am Weerbach, obwohl an diesem damals eine größere Goldwaschanlage bestand.
Zu den Bergbaueintragungen in der Anich-Karte gehört auch die "Polus Grube" bei Schalkl an der Grenze gegen das Engadin. Hier wie auch bei Pfunds wurde Tonerdesilikat (Bolus) abgebaut, das vor allem als Färbemittel begehrt war.
Darüber weist die Anich-Karte noch auf folgende Bodenschätze hin: "Alpeiner Ferner wo Christall zu finden", "Plauer Marmorbruch" östlich von Pfunders, "Weiser Marmorbruch" nördlich oberhalb Ratschinges.
Nur mit Namen, aber nicht mit eigener Signatur, sind folgende Bergwerke in der Anich-Karte verzeichnet: westlich oberhalb des Ridnauntales der Ortsname Schneeberg, Karlhauptbau und Aerzgrube oberhalb Schönau. Auch der wichtige Calisberg Mons nordöstlich von Trient ist hier ohne Bergwerkssignatur.
Die Schmelzhütten schlossen sich in der Anich-Zeit eng an die Bergwerke an, man konnte ja die Erze wegen Masse und Gewicht nicht allzu weit verfrachten. In technischer Sicht waren die Schmelzhütten vor allem auf das Holz angewiesen. Aus diesen Gründen liegen sie in den waldreichen Gebieten abseits der größten Siedlungen. Daher sind sie auf der Anich-Karte nicht überall mit einem Ortsnamen verbunden, sondern einfach nur als "Schmölz" eingetragen. Die Betriebe lebten allerdings nach ihrer Auflassung ihrerseits noch als Ortsnamen fort.
Unter den Schmelzhütten der Anich-Karte fehlt noch Kiefer bei Kufstein, schon auf der bayrischen Seite. Sie entstand aber erst 1810 durch Verlagerung des Betriebes von Klemm an der Ausmündung der Weißache in das Inntal.
Die Anich-Karte hat ein eigenes Zeichen für Glashütte in Form eines Glaskolbens, das aber nur für zwei Betriebe in Bayern verwendet wurde. Die Glashütte von Kramsach ist nicht eingezeichnet.
Die Anich-Karte enthält acht Pulvermühlen für die Erzeugung von Schwarzpulver, davon fünf im Norden des Landes, drei im Süden. Für das Schwarzpulver brauchte man besonders Holzkohle von Hasel, Linde und Erle.
Eng verbunden waren mit der Schwarzpulvererzeugung die Saliter-(Salpeter-)Siedereien. Diese waren kleine und ortswechselnde Betriebe, wie sie in Gnadenwald und bei Hopfgarten vorkamen. Sie sind in der Anich-Karte nirgends verzeichnet.
Mahlmühlen waren zu dieser Zeit meist kleine Bauernmühlen und sind nicht eingetragen. Eine Ausnahme stellt die mit vier Standortsringen bezeichnete Moline südlich des Molvenosees dar, die sich an große Quellaustritte knüpfen. Mittelbare Hinweise auf die Mühlen sind die zahlreichen Ortsnamen und die "Mühlbäche". Die Papiermühlen bei Wattens (seit 1559) und bei Trient (seit 1559) sind nicht eingezeichnet. Sonstige Gewerbebetriebe (um 1774 98 Nagelschmieden, 201 Sensen- und Waffenschmieden, 55 Kupferschmieden, 5 Eisen- und Blechhämmer, ferner 19 Eisenarbeiter im Stubai) sind nicht eingetragen.
Kohlplätze verwendeten "Kohlblatz" in der Form eines Meilers als Signatur. In der Anich-Karte finden sich nur zwei Stellen: westlich von Hollersbach im Pinzgau und am Klammbach nördlich Achenthal.
Auf die Holzwirtschaft weisen in Welschtirol mehrere Sägen hin. Leinwandmanufakturen sind nicht verzeichnet, lediglich die filatoria bei Rovereto als Seidenzwirnereien. Das filatorium war eine fabriksmäßige Anlage mit Wasserantrieb und einer größeren Zahl von Arbeitskräften, im Gegensatz zur filanda, der mehr hausmäßig betriebenen Seidenhaspelei.
Quelle: Hans Kinzl, Der topographische Gehalt des "Atlas Tyrolensis", in: Hans Kinzl (HG), Peter Anich 1723 - 1766, Der erste "Bauernkartograph" von Tirol, Beiträge zur Kenntnis seines Lebenswerkes, Innsbruck 1976, S. 51 - 176, stark gekürzt.
Zeichenerklärung (Anmerkung: Originalsymbole folgen!):
= Bergbau
= Flurname zum Bergbau
= Bergbau
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Liste der Bergwerke im Atlas-Tyrolensis:
Bergwerk-Name | Blatt | Bemerkungen (nach Beda Weber und R. v. Srbik) |
---|---|---|
Arzberg | 3/4 | BW 1/509, Kupfererz, Silber; bei Schwaz |
oberhalb Axams | 8/1 | St. 1/533 (Knappenhütten) |
Coda longa | 14/3 | BW 3/66 b. Colle di S. Lucia, n. Caprile |
Dirschendritt | 2/3 | BW 1685, Srbik 205 |
S. Domenico Vetriolo | 18/1 | BW 2/528, bei Levico |
Erbstollen | 3/4 | Srbik 184, bei Schwaz |
Falkenstein | 4/3 | BW 1/501 - 506, Srbik 184 |
Feugenstein | 2/4 | BW 1/684, Srbik 205; Feigenstein |
M. Giau | 14/1 | Srbik 235 |
Gossensaß | 8/3 | BW 2/6 - 7; Steckholz ? |
Graholz | 4/4 | Srbik 160; n. Brixen i. T., Traholz? |
Gschleyr | 8/3 | zwischen Pflersch und Gossensaß, südlich des Pflerscherbaches |
Heinzenberg | 9/1 | BW 3/509, Srbik 167; Gold |
Hennen Kopf | 2/4 | bei Garmisch, Bayern |
Hoch Ferner | 8/4 | BW 3/479; Pfunderertal oder Pfitscherjoch? |
Hoch Gleirsch B. | 3/3 | Srbik 191, 198 |
bei Holersbach "Bergwerk" | 5/3 | Pinzgau |
Hueber Loch | 3/4 | BW 1/480, St. 1/632; Galmei, im Vompertal, Knappenwald, Srbik 185 keine Signatur, Srbik 227; im Seebertal ober Rabenstein |
Karlen Altes Bergwerk | 7/4 | keine Signatur, Srbik 227; im Seebertal ober Rabenstein |
bei Kasern Bergwerk | 9/2 | BW 3/422, Srbik 219; Kupfer, im Th. Prettau Tschingler Berg |
im Kauner Thal | 7/1 | ohne Namen, mit Mondsichel, Srbik 204 |
Kochbühel | 8/3 | BW 2/21-22, bei Mareit, Ridnaun |
Lauegeck | 5/3 | Srbik 161, Luegeck, Kupfer, östlich oberhalb Jochberg |
Mezavalle | 13/4 | BW 3/39, Srbik 241; Predazzo |
unterhalb Mondin Kopf | 6/4 | Srbik 204; Röthelstein (Rotenstein) |
Nauderer Tschey Thal | 7/3 | ohne Namen, mit Mondsichel |
Piné | 18/1 | BW 2/511; am Silla R. |
Ochsen Koreck | 5/3 | westlich Fieberbrunn, Bruggerberg? Srbik 159 |
b. Pflersch | 8/3 | oberhalb Allriß Ba. |
Prettau | 9/2 | Srbik 219 |
Rotlahn | 13/2 | BW 2/195, Srbik 222 - 223 |
Rerbühel | 5/1 | BW 1/590 - 592, Srbik Röhrerbühel, vor allem S. 152 |
bei Rattenberg, Bergwerk | 4/3 | BW 1/547, Srbik 182 |
Reisenschuch | 2/3 | BW 1/685, Srbik 205 |
See Thal | 5/3 | BW 1/626, bei Jochberg |
Simbell | 5/3, 4/3 | BW 1/626, westlich Kitzbühel, Srbik160 |
S. Thomas | 2/3 | BW 1/684, Galmei, oberh. Fernstein |
Silberleute | 2/4 | BW 1/687, Srbik 206, Silberleiten |
S. Veit | 2/3 | BW 1/685, Srbik 205 |
bei Stilfs | 11/2 | BW 3/488, zwei Bergwerke; Srbik 239, Stilfser Alpe, Gomagoi |
Taxer Thal | 5/3 | BW 1/600 nennt Kupferbergbau i. d. Nähe |
Thier B. | 4/3 | BW 1/544 "der erzhältige Thierberg..." und 1/547 |
Tschirgant | 2/3 | BW 1/769, Srbik 202, 204 |
Terra verde | 17/3 | BW 3/616, Srbik 249 |
Transaqua | 19/1 | BW 3/326, Srbik 240 - 241 |
Volderberg | 3/4 | BW 1/461, Srbik 197 |
Wilde Grube | 8/1 | BW 1/860 spricht nur von einer "Alpe Grube", Nähe Obernberg a. Br., Srbik 199 |
Liste der "Schmölzen" im Atlas-Tyrolensis:
Blatt | Name (o.N.=ohne Namen) |
Lage | Bearbeitetes Material (nach Beda Weber) |
---|---|---|---|
1/4 | Schmölz | s. Obersdorf, Bayern | |
2/4 | Byberbier | = Bieberwier | 1/688 Blei, Zink |
2/4 | Schmölz | an der Loisach, westl. Garmisch | |
3/4 | Kirche "bey der Schmölz" | "Herinnere Riß", Karwendel | |
4/3 | Achenrain | bei Kramsach | 1/569 Messinghütte |
4/3 | Brixlegg | 1/546/7 Schmelzwerke | |
4/3 | Schmelze o.N. | Jenbach | 1/563 Eisenwerk |
4/3 | Schmelze o.N. | Kleinboden, südl. Fügen, Zillertal | 3/501 Eisenschmelzwerk |
4/4 | Haidach | am Inn bei Kirchbichl (=Kastengstatt) | 1/634 Eisenschmelz- und Hammerwerk |
5/1 | Lizlfelden | St. Johann i. Tirol | 1/617 Eisenschmelzwerk |
5/1 | Schmölz | Niederachen, Kössen = Kössener Hütte | 1/621 Kupferschmelze später Hammerwerk |
5/3 | Schmelze o.N. | Rosenegg westl. Fieberbrunn | 1/607 Eisen-, Bleibergwerke, Pulvermühle |
5/3 | Schmölz | Jochberg | 1/601 Kupferschmelz-, Poch- und Hammerwerk |
5/3 | Schmölz Hütte | am Mühl Ba. westl. Hollersbach, Pinzgau | |
5/4 | Leogang | a. d. Straße zw. Hochfilzen u. Saalfelden | Hübner, Salzburg, 2. Bd., Kupferhütte und Schmelzwerk |
9/3 | Arzbach | bei St. Martin, Ahrntal | 3/422 Kupferschmelzwerk |
10/3 | Schmelze o.N. | bei Peischlach | 3/147 Kupferschmelze |
11/2 | Prad | Vinschgau | 3/488 "Verarbeitungsstätte für die in Stilfs betriebenen Bergwerke" |
12/1 | S. Maria Schmölz | Martelltal, ohne Signatur, aufgelassenes Werk | 3/188 alte Silber- und Kupferschmelze |
13/2 | Schmelze o. N. | am Villnößerbach bei Gufidaun | 2/186 Erzverarbeitung |
17/3 | in V. Ampola | oberhalb Storo | |
19/1 | bei Fiera die Primiero | Cismontal | 3/326 Silber, Blei, Eisen |
Alte Schmölzen: | |||
6/2 | Alte Schmölz | Bodental (Lechtal) nur mit Standortring | |
10/3 | alte Schmölz | bei St. Johann im Wald im Iseltal | 3/140 |
14/1 | Alte Schmölz | Enneberg | 3/66 Valparola berühmtes Eisenwerk (ferro d'agnello) |
14/1 | alte Schmölz | s. oberh. Toblach, jetzt Wirtshaus |
Liste der Pulvermühlen und Pulvertürme im Atlas-Tyrolensis:
Name | Blatt | Bemerkungen |
Fondo | 12/4 | bei Fondo |
Kematen | 3/3 | Innsbruck |
Maria Thal | 4/3 | Unterinntal |
Mühl | 3/4 | nördlich Achensee |
Piaz | 17/4 | bei Villa (gegenüber Calliano) |
Pinzol | 17/1 | Pinzolo, Val Rendena |
Pulver Mühl | 5/2 | bei Lofer |
Pulver Thurn | 4/3 | bei Wiesing |
Reisach | 5/3 | bei Fieberbrunn |
Ziano | 13/4 | im Fleimstal |
Quelle: Hans Kinzl, Der topographische Gehalt des "Atlas Tyrolensis", in: Hans Kinzl (HG), Peter Anich 1723 - 1766, Der erste "Bauernkartograph" von Tirol, Beiträge zur Kenntnis seines Lebenswerkes, Innsbruck 1976, S. 51 - 176, stark gekürzt.
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