Der Tiroler Landreim, Teil 2
Von Georg Rösch von Geroldshausen, 1558
Der Tiroler Landreim, Teil 1
Der Tiroler Landreim, Teil 2
Der Tiroler Landreim, Teil 3
Der Tiroler Landreim, Teil 4
muss rinnen das Salzwasser zutal.
In hölzerne Röhren ist es gefasst,
die das Salzwasser nicht faulen lasst.
Unterwegs sind eingefügt
fünf große Salzstuben, wie man sieht.
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255 |
In jede tut das Salzwasser einfließen
und aus den Röhren hineinschießen.
In den Stuben setzt sich der Schlamm ab,
dass die Sole komm' sauber in die Pfann' herab.
Auch, wenn etwa am Berg ein Schaden fiel ein,
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260 |
dass man darauf gefasst möge sein,
und leite aus den Stuben das Salzwasser,
bis im Berg gerichtet ist die Beschwer.
Es wird dann geführt nach Hall in die Stadt,
wo es dann sein Pfannhaus hat.
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265 |
Da wird es gesotten ganz weiß
und gewinnt in weiten Landen einen guten Preis.
Vier Pfannen sind nötig zu jeder Zeit,
und unsäglich viel Holz muss liegen bereit.
Ein ganzes Volk kann sich davon ernähren,
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270 |
des Salzmeisters übrige Feuchte zu verzehren.
Aber auf der Lände zu Hall in der Stadt
es noch viele andere Gewerbe hat.
Das Wachs wird da gebleicht schön weiß,
Kaiserlicher Majestät zum Preis.
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275 |
Viele Zentner zu der Hofhaltung gebracht,
in deutschen Landen wird es sonst nicht viel gemacht.
Die gewaltige Münze zu Hall
ist nicht ein kleines Stück fürstlicher Regal.
Ein gerechter Münzmeister dabei
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280 |
wirkt und fleißige Münzschreiberei.
Wardein und Schmiedemeister dazu,
diese alle haben nicht viel Ruh.
Von Münzergesellen ein großer Hauf —
reiche Besoldung macht viel Zulauf.
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285 |
Derer haben sie da zu gewarten
mehr als anderer Landesorten.
Tun große Arbeit in kurzer Zeit,
darum man ihnen viel Lob geit.
Gut-gerechte Münze wird da geschlagen,
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290 |
anders wird es niemand können sagen.
An Schrot und Korn ist die Münze fromm,
darin Tirol niemandem weicht kurzum.
Das müssen sie bei vielen entgelten,
die sie brechen, sind deshalb zu schelten.
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Schwazer Bergwerk und große Mannschaft,
Gewerbsleute gewinnen allda Geldes-Kraft.
Die Schmelzherren und Gewerken, wie ich sag,
tun auf das Bergwerk groß Verlag.
Alle Monat der Berg Falkenstein
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300 |
muss geben als Ausbeute allein
zwanzigtausend Gulden bar.
Der Ringenwechsel ist hintan gestellt fürwahr,
der hat sein besonderes Ausgeben,
das Schmelzen muss wieder herheben.
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305 |
Der Falkenstein hat nun schon gewährt
Ertrag — und wenig hat sich dran verkehrt, —
so etlich hundertundzwanzig Jahr',
wo man daraus Silber hat bracht fürwahr
an die viertausendmal tausend Mark.
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310 |
Da ist geschehen Arbeit stark!
Denn auf eine jede Mark Silber doch
rechne vierzig Pfund Kupfer noch.
Das alles ist reichlich kommen,
aus diesem Berg geschafft, viel frommen
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315 |
bis auf diese heutige Stund,
als man tut zählen tausend und
fünfhundertfünfzig dazu acht —
nach Christi Geburt die Rechnung gemacht.
Die kaiserliche Majestat
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320 |
zu Schwaz eine nachgesetzte Obrigkeit hat,
einen Pfleger, Berg- und Landrichter,
Geschworene, Berg- und Schichtmeister,
die Berg- und Landgerichtsschreiber,
Silberbrenner, dazu Fröhner,
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325 |
auch viele geschickte Einfahrer,
Erzkäufer, Schiner, Probierer,
und andere Offiziere mehr.
Verständig ihrer Diensthandlung,
sehen sie streng auf die Bergwerksordnung.
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330 |
Dazu findet man eine große Zahl
der geschickten Bergleut' nach der Wahl.
Die Freigrübler wagen sich frisch daran,
denn sie geht der Anlass nichts an,
sondern sie sind darauf bedacht,
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335 |
was bei den anderen wird veracht.
Dort sie suchen und bauen,
tun Gott und dem Glück vertrauen.
Die Gruben, welche andere lassen verliegen,
und die sonst blieben verschwiegen, —
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340 |
die empfangen sie und tun sich um
und bauen nach ihrem Reichtum.
Lassen sich gar nicht erschrecken,
tun die im Anlass aufwecken,
wie der Stör treibt den Hausen,
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345 |
also tun sie auf ihre Schanz laufen.
Hutleute, Grubenschreiber und Häuer,
Grubenhüter, Lehenhäuer, Scheider,
Truhenläufer, Säuberbuben, Haspler,
und viel andere mehr Arbeiter.
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350 |
Dazu die Berg- und andere Schmied, —
des Bergwerks sind sie nicht ein kleines Glied,
die da bereiten allen Zeug härt
und brauchbar auf alles Gefährt,
wie Ritzeisen, Fäustling, Stuck und Feder,
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355 |
Keilhau, Scheideisen, Renkstange, Pucher,
Keil, Schlägel und Eisen, Pickl und auch Kratzen,
ungeschickte Leut' lassen sich damit nicht fatzen.
Die Beleuchtung am Berg ist schwer,
man braucht Unschlitt mehr als zweitausend Zentner
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360 |
und des Öls nicht viel weniger,
kommt vom Gardasee und mehreren Orten her.
Das muss man haben nicht erdicht',
sonst würde am Berg nichts ausgericht'.
Eine vorsorgliche Bäcken-Ordnung
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365 |
ist gemacht durch Obrigkeits-Satzung.
Dem Knappen wird gegeben
Getreide, damit er möge leben.
Der läuft bald zu dem Bäcken hin,
der gibt ihm ohne besondern Gewinn
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370 |
das Brot recht gewogen in den Kauf;
wie doch das Getreide hat seinen Lauf!
Dadurch wird niemand betrogen
und die Gerechtigkeit vorgeschoben.
Damit kann der Knappe sehn zur Sachen
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375 |
Und darf nicht warten auf Mahlen noch Backen.
Von ihm leben Tuchgwander, Kramer und Spetzger
Fratschler und gar viele Hantierer
zu der Notdurft aller Dinge,
o da ist gut nach Geld zu ringen!
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380 |
Schwaz ist aller Bergwerke Mutter fürwahr,
davon nährt sich eine große Schar.
Über dreißigtausend, hab ich es recht behalten,
von Männern, Frauen, jungen und alten.
Siebzig schwere fremde Ochsen wöchentlich,
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385 |
ohne das tirolische Landvieh,
desselben noch eine große Zahl,
das muss man haben allzumal
im Berg- und Landgericht jederzeit.
Denn da ist die Teilung gar weit.
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390 |
Und haben hartes Fleisch zwei Dritteil,
die übrigen kaufen, was sonst ist feil.
Viel Volk obeinander tut stecken,
jede Woche hundert Mut Getreide nicht klecken.
Rechne selbst, wieviel musst du haben Bäcken,
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395 |
die sich nicht erst aus dem Schlaf lassen schrecken,
gleich wie bei Kriegsleuten im Feld,
und da man aufschlägt groß Gezelt.
Also dringt das Volk durcheinander,
da zwanzig, da dreißig und selbander,
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400 |
wie wenn wäre Kirchtag zu allen Stunden.
Bei anderen Märkten wird solches nicht gefunden.
Einer verlässt die Schicht, der andere sich dazu richt',
von und zum Berg viele Arbeit geschieht.
Das währt jeden Tag und die Nacht.
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405 |
Durch große Mannschaft wurde viel Erz gemacht.
Die Stollen sind gar tief erbauen
durch harten Stein und Kempf aufgehauen,
gegen fünfzehnhundert Klafter weit
in der ewigen Genz; große Kost darauf leit.
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410 |
Ein edler Erzkeil denselben bald trüg,
wenn anders das Glück darein schlüg.
Da führt man zu den Proviant
und nicht etwa nur aus einem Land.
Korn, Fleisch, Unschlitt aus Österreich,
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415 |
gutes Getreide gibt's aus Bayern lobereich.
Dazu noch, was wächst in Tirol,
Etschwein gut, so viel man haben soll.
Böhmen, Bayern und dazu die Pfalz,
auch das Land ob der Enns reicht gutes Schmalz.
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420 |
Ungarn, Steiermark, Kärnten, Böhmerwald
geben Vieh zu dem Unterhalt.
Übers Jahr und ohne Unterlass
die Bergwerk Schwaz und Gossensaß,
Kitzbühel, Rattenberg, Imst, Terlan,
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425 |
Sterzing, Klausen, Primör nähren manchen Mann.
Allda ist wunderliches Gesind,
zu allen Sachen hurtig geschwind,
die Berge zu befahren hin und wieder,
tiefe Stollen, Schächte, Zechen hoch und nieder.
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430 |
Schwere Arbeit und große Gefahr
erschrecken die Knappen nicht um ein Haar.
Der Wein erfrischt ihnen wieder das Leben,
Gott hat ihn ihnen für ihre Arbeit gegeben.
Zu dem hat es der Wirt so viel,
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435 |
über hundert, wer sie nur zählen will.
Dabei hört man Bergreihen-Gesang
— ihnen ist dazu die Weile nicht lang —
von ehrlichen Frauen und Jungfrauen.
Sobald man einen Handstein tut hauen,
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440 |
freut man sich der Gottesgaben,
mit den ehrlichen Bergwerksknaben.
Auf das Wasserwerk, die neue Kunst
durch Göpel und im anderen Weg sunst,
aufgerichtet zu Schwaz mit großem Fleiß,
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445 |
zu Kitzbühel zuvor gleicher Weis,
dazu man braucht Eisen und Seil —
viele Zentner schwer, und nicht wohlfeil!
Das verursacht der Baulustigen Mut,
der sie zur Hoffnung reizen tut.
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450 |
Weiter hört, was ich euch sag,
und merkt auf des Schmelzwerks Überschlag.
Erstlich braucht es große Wälder zum Verkohlen
aus Landesfürsten Gnade, das ist unverhohlen.
Die werden niedergehauen und gefällt,
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455 |
durch Holzmeister ordentlich abgezählt,
und geschnitten fleißig auf ein Span,
damit niemandem werde unrecht getan.
Auch hat man darauf acht,
wie es durch Rieswerk zu Land wird gebracht,
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460 |
darnach geklaust auf Bächen klein
und getrieben über Stock und Stein.
Gar viel sind dieser Arbeiter,
Holzmeister und Fürdinger,
Meister, Knechte und Riesmeister,
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465 |
Holzknecht gut. Ihre Arbeit ist schwer
und trägt in sich große Gefahr.
Ohne gutes Fleisch können sie bestehn,
müssen sich nämlich an Bergmüsern ergehn,
gemacht aus Wasser, Mehl und Schmalz.
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470 |
Dazu brauchts nur ein wenig Salz.
Solches Essen gibt ihnen gewaltige Kraft,
und große Arbeit ihnen das Essen schafft.
Holz tun sie aus den Schrofen haun,
wo andere gar nicht mögen hinschaun.
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475 |
Morgens, wenn der Tag anbricht,
haben sie sich schon zur Arbeit gericht,
teilen es dem Rotkröpflein zu,
dass es sie aufwecke in der Früh:
hat ein kleines Köpflein und wenig Ruh.
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480 |
Um acht machen sie ihr Mus bereit
und sich selber danach wieder zur Arbeit.
Hacken dann wieder bis zum Abend spät,
wenn die Sonne wieder untergeht.
Die Holzknecht haben harte Zeit,
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485 |
müssen liegen von zu Hause weit,
müssen ihrer schönen Frauen entraten,
dafür des Tags an der Sonne braten.
Und fürwahr, die ganzen Wochen
selber Bett machen und kochen.
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490 |
Und wiewohl sie müssen hoch hinauf gehen,
ist doch das Schwerste das viele Stehen.
Sind es doch freie Männer gut, —
ohne Wein und Buhlschaft bei gutem Mut.
Danach aber führt man gar eilig
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495 |
das Holz auf die Kohlstatt kurzweilig.
Der Köhler gar gemächlich dann
legt einen liegenden Haufen an;
auf drei Teil Scheiter von unten auf,
dass die Luft finde zum Feuer den rechten Lauf.
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500 |
Erklärungen berg- und hüttenmännischer sowie allgemeiner Ausdrücke:
Vers
251 1 große Meile: etwa 6,8 km (Luftlinienentfernung Salzberg—Sudhaus)
256 Salzstube: Klärbehälter (oder Aufwärmbehälter) für die Sole in einem Schuppen (obertag)
260 Sole: Salzsole
Pfanne: Sudpfanne; Hall hatte stets 4 Pfannen (bis 1559), dann kurze Zeit eine fünfte Pfanne, die sich aber nicht bezahlt machte, hernach wiederum 4 Pfannen; siehe auch 269
266 Pfannhaus: Sudhütte, Saline
272 Lände: Landungsplatz am Inn
279 Münze: Die tirolische Münzstätte wurde im Jahr 1477 von Mais bei Meran nach Hall verlegt
283 Wardein: Aufseher in der Münzstätte, der für die Prüfung und Einhaltung von Feinheit (des Silbergehaltes) und Gewicht der Münzen verantwortlich ist; ihm untersteht der Probierer (Chemiker, Analytiker in unserer heutigen Bezeichnung)
293 Schrot und Korn: Kom = Feingehalt der Münze, Schrot = das ganze Gewicht der Münze
Münze: Staatliche Münzstätte, Metalleinlöse- und Prägeanstalt; 3 Zeilen tiefer aber im Sinn Münze = Silbergeldstück
fromm: nutzbringend
296 eine Münze brechen: zerschneiden, verkleinern, den Wert verringern, mehr Legierungsmetall beigeben
299 Gewerken: Bergbautreibende
300 Verlag: Darlehen aufnehmen
301 Falkenstein: Berg bzw. Bergbau bei Schwaz
303 20 000 Gulden: nach heutigem Wert mindestens 1 Million Euro - wohl sehr übertrieben
304 Ringenwechsel: Bergbaurevier östlich Schwaz, gegenüber Jenbach, jedoch zum alten Schwazer Bergbau gehörend; Name: dieses Revier hatte ärmere Erze und daher geringere Ausbeute und somit niedrigeren Steuerertrag, also einen „geringeren Wechsel". Wechsel = Abgabe an den Landesherrn
305 Ausgeben: Erträgnis, geringere Ausbeute
309 120 Jahre: Beginn des Schwazer Silbererzbergbaus, würde das Jahr 1438 ergeben (1558 minus 120); diese Zeit dürfte stimmen, da man die Jahre zwischen 1420 und 1440 als diejenigen annehmen muss, in denen der Bergbau Schwaz aus dem Versuchsstadium in richtige Produktion gekommen ist und Gewinn abwarf
311 4 Millionen Mark: 1 Mark (Silbergewicht) = 0,280 kg (Wiener Mark); 4 Millionen Mark daher 1120 000 kg = 1120 t Silber.
313 — 314 auf 1 Mark Silber entfallen 40 Pfund Kupfer: 1 kg Silber und 80 kg Kupfer
316 viel frommen: sehr nützlich
319 1558: Jahr der Abfassung des vermehrten Tiroler Landreimens
323 Pfleger: Verwalter
Landrichter: Vorsteher des Landgerichtes
Bergrichter: Leiter des Berggerichtes, landesfürstlicher Bergbeamter, der die Gerichtsbarkeit und gleichzeitig die bergbehördliche Aufsicht als Erste Instanz ausübte
326 Fröhner: landesfürstlicher Beamter, der die Frohn einhebt; Frohn = Abgabe an den Landesfürsten als Regalinhaber; der Fröhner nahm auch die Erzteilung vor
327 geschickt: erfahren
328 Schiner: Markscheider (Grubenvermesser; Geodät untertage)
Probierer: Chemiker, Analytiker; Beamter zur Untersuchung des Erzgehaltes
329 Offiziere: Aufsichtsbeamte (und Ingenieure nach heutigem Sprachgebrauch) im Bergbau und Hüttenwesen
331 Bergwerksordnung: Bergordnung
334 Freigrübler: Eigenlehner, nicht staatliche (landesfürstliche) Knappen, sondern auf eigene Rechnung arbeitende Bergleute
335 Anlaß: Unternehmung, in diesem Sinn hier Staatlicher Bergbau, Staatliche Bergverwaltung
337 verachtet: von den anderen zurückgelassen worden ist
340 verliegen: aufgelassen haben
345 die Herren oder leitenden Männer der staatlichen Gruben aneifern
346 Redensart, ähnlich wie: Hecht im Karpfenteich
347 Schanz : Arbeitsplatz vor Ort, auch Halde
348 Hutmann: Aufseher, Steiger
349 Lehenhäuer: Erzhäuer in einer verliehenen Grube; Häuer, der eine Lehenschaft aufgenommen hat oder dort beschäftigt ist; Lehen = Grubenmaß, 7 Klafter lang, 7 Klafter breit und meist 15 Klafter hoch (kubisch); auch die dreifache Länge und Höhe war möglich. Auch Grubenmaße mit unbegrenzten Längen (in den Berg hinein) waren gebräuchlich, bei sonst gleicher Breite und Höhe
Scheider: Erzscheider
350 Truhenläufer: Förderer, Huntestößer, Förderjunge Förderbuben : Bergjungen zum Zusammenkratzen des Erzkleins in den Abbauen und Reinhalten der Strecken
354 der Zeug: das Werkzeug, Gezähe
härt: hart
355 Gefährt: auf allen Gesteinsarten; Gefährten: Mineraleinschlüsse
356 — 358 Aufzählung von Gezähe (Werkzeug des Bergmannes)
356 Ritzeisen: langer gestielter Spitzmeißel zum Schrämen und Ritzen
Fäustling: Fäustel oder Handfäustel
Stuck: kleines flaches Legeisen oder Legblech für die Hereintreibearbeit (abgebildet im Schwazer Bergbuch)
Feder: Keil, oder „Federkeil", keilförmiges Eisen, das bei der Hereingewinnung von Stufen und Wänden in der Grube verwendet wurde (abgebildet im Schwazer Bergbuch); die Keile wurden in Klüfte und Spalten eingeschlagen und bewirkten dadurch eine Lockerung des Gesteins oder des Erzverbandes
357 Scheideisen: doppelseitiger Hammer (fallweise mit flacher Bahn oder mit quergestellten Schneiden), zum Zerkleinern verwachsener Erze, um auf der Scheidebank das Taube ausscheiden zu können
Renkstange: Brechstange oder Brecheisen; Eisenstange zum Bereißen des Ortes (um lose Erz- oder Gesteinsstücke herabwuchten zu können)
Pucher: großer schwerer Fäustel (heute „dicker Hammer" genannt)
360 fatzen: zum Narren halten, betrügen
361 2000 Zentner oder rd. 100 t/Jahr
369 Naturalverpflegung der Bergleute, war damals üblich; auch „Pfennwert" genannt
372 recht gewogen: richtig gewogen
378 Spetzger: Spezereiwarenhändler
379 Fratschler: Lebensmittelhändler, Greißler
380 Notdurft: Bedarf
382 Mutter: Lehrmeisterin; berühmter Ausspruch
383 Belegschaft und Einwohner von Schwaz um 1558: 20000 Personen, darunter 12 000 Knappen (auch um 1520 so ähnlich); die Angabe Rösch's 30 000, ist ohne Zweifel übertrieben als Einwohnerzahl für die Stadt, richtig aber als Bewohnerzahl für den ganzen Berggerichtssprengel Schwaz, der bis an das Zillertal reichte (diese Angabe wird durch das Schwazer Bergbuch bestätigt, 1556)
395 Mut: altes Hohlmaß für Getreide; l Mut = 30 Metzen = 1854 Liter; 100 Mut Getreide pro Woche = rd. 130 t/Woche
klecken: reichen, auslangen, genügen
392 hartes Fleisch: Rindfleisch
401 selbander: paarweise
409 Kempf: feste Gesteinsbänke im weicheren Gestein
410 1500 Klafter weit = rd. 3000 m
411 ewige Genz: festes, unverritztes Gestein
Kost: Kosten, Aufwand
412 ein guter Erzkeil trägt die Kosten (verträgt die Gestehungskosten)
427 Primör: Bergbauort in Südtirol, Val Sugana
441 Handstein: Erzstufe
444 Wasserwerk: Wasserrad Kunst: Maschine
445 Göpel: Förderrad, Fördermaschine
447 Kitzbühel: hier allgemein für Bergbau Röhrerbühel
458 Span: Kerbholz, Anschnitt
465 Fürdinger: Vorarbeiter
470 Mus: Sterz
488 entraten: entbehren
497 Kohlstatt: Platz, wo Holzkohle gemacht wird
weiter zu Teil 3
Quelle: Franz Kirnbauer, Der Tiroler Landreim (1558), Wien 1964.
© digitale Version: www.SAGEN.at
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