Der Tiroler Landreim, Teil 3
Von Georg Rösch von Geroldshausen, 1558
Der Tiroler Landreim, Teil 1
Der Tiroler Landreim, Teil 2
Der Tiroler Landreim, Teil 3
Der Tiroler Landreim, Teil 4
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Erklärungen berg- und hüttenmännischer sowie allgemeiner Ausdrücke:
Vers
502 über zwerchs: quer
504 Grassach: Graß, Reisig
Taxen: Nadelbaumäste; Taxergrassach = Nadelholzspreu
508 Lösch: Asche
530 Fuder: 1 Fuder (Hohlmaß) = 1,81 ms; 1 Fuder Holzkohle = 720 kg
531 Klafter: 1,90 m hoch, breit und lang
547 5 Schuh = 1,5 m
549 9 Schuh = 2,70 m
559 12000 Fuder Holzkohle: 8640 t (etwa 9000 t)
560 — 561 sehr wahrer Spruch
565 zur Not: zum Bedarf
568 Saigerofen: Ofen zum Ausscheiden des Kupfers
Treibherd: Schmelzofen zum Trennen des Silbers vom Blei
570 Arbeiter: Hüttenarbeiter
losiert: geübt, bewandert
571 Zeug: Schmelzgut (der Zeug!)
574 Fürmaß: Aufgabegut, vorgemessene Erze, Holzkohlen und Zuschläge; auch Schmelzrezept (Möller- oder Chargenrezept)
575 kontinuierliches Schmelzen
578 reiner Stein: Reicher Stein = Rohlech; Kupferstein mit Kupfer- und Silbergehalt
580 18 Stär = 900 — 1260 kg; 1 Star (Hohlmaß = 50 — 70 kg Erz oder Haufwerk, je nach Feuchtigkeit und spez. Gewicht (Einzahl Star, Mehrzahl Stär)
581 3 Bahren Bleischlacken: 570 kg; 1 Bahre = rd. 190 kg (180—200 kg) (Hohlmaß); Bahre = Traggewicht für Ofenbegichtung
582 1 Bahre Schiefer: quarzhaltiger Schiefer als Flußmittel, rd. 180 kg Schicht: Beschickung, welche im Ofen aufgegeben wird während einer Schicht (8 Stunden)
584 saigern: Kupfer ausschmelzen auf dem Saigerherd
585 Hartwerk: metallurgisches Zwischenprodukt bei der Kupferschmelzarbeit, das noch aus einer Zusammensetzung mehrerer Metalle oder Metallverbindungen besteht, woraus das Kupfer erst nach wiederholtem Schmelzen mit geeigneten Zuschlägen rein dargestellt werden kann; auch Schwarzkupfer mit 16 bis 18% Bleigehalt
Krätze: Gekrätze; Schmelzabfälle (Metalle und Metalloxyde), vermengt mit Kohlenasche
Glätte (Hart und Glatt): Bleiglätte; Bleioxyd als Zuschlag zum Verbleien beim Silbertreiben; das vom Treibherd kommende Blei in oxydiertem Zustand
586 Kienstöcke: schwer schmelzbare Schmelzreste, Legierung von Kupfer, Blei und Silber, die nach dem Saigern auf dem Saigerherd zurückbleiben
Kobold: bei der Roharbeit im Schmelzofen anfallendes Zwischenprodukt, diente als Zusatz beim Reichverbleien und Treiben, war silber- und kupferhältig
Stein-Verbleien: Schmelzen der kupfer- und silberhaltigen Erze mit Blei als Lösungsmittel
587 Abtreiben: Trennen des Silbers vom Blei auf dem Treibherd
588 Hartwerk-Röst: Röstofen oder Röststadel für Hartwerk
589 Pürstein: Kupferstein; metallurgisches Produkt, das beim dritten Abdarren anfällt, nur geringfügig silberhaltig ist, dann unter Zuschlag von Rohschlacken zu Rohkupfer verschmolzen wird
590 Schwarzkupfer: Kupfer mit 91 — 95% Cu-Gehalt
591 bereitet: fertig gemacht
593 sehr bedeutungsvoll: die Schmelzkunst war damals eine Geheimkunst
605 Gemeint ist die Hütte Brixlegg, welche zu Jahresende 1963 ihren 500jährigen Bestand feiern konnte; Brixlegg gehörte damals zu Rattenberg
606 festes Haus: Festung
607 feist: erträglich, ergiebig, Ausbeute gebend; feister Winkel = reiche Stelle, reiche Gegend
608 Bergwerk: Bergbau Röhrerbühel bei Kitzbühel: war im 16. Jahrhundert ein berühmter Kupfer-Silbererzbergbau. Seine Haupt-Ausbeute fällt in die Zeit 1540 bis 1632. In den ersten 25 Jahren seines Bestehens, bis 1565, die als die besten anzusprechen sind, wurden jährlich rd. 2000 kg Silber und 420 t Kupfer gewonnen. 1744 wurde der Bergbau stillgelegt. Versuche zur Wiedergewältigung nach dem Zweiten Weltkrieg scheiterten an zu geringer Teufe des Untersuchungsschachtes. Die Gesamterzeugung am Röhrerbühel lässt sich auf etwa 20 000 t Kupfer und über 100 t Silber schätzen. Die tiefsten Schächte waren der Danielschacht (855 m) und der Geistschacht (886 m). Dies sind Rekordleistungen für das Schachtabteufen mit Schlägel- und Eisen-Arbeit (siehe 613)
612 Richtschacht: steiler, tonnlägiger Schacht, in der Lagerstätte aufgefahren (also nicht senkrecht oder saiger)
613 300 Klafter: rd. 600 m; in Wirklichkeit war der Geistschacht 886 m tief; es ist dies die größte Teufe eines von Hand aus mit Schlägel- und Eisen-Arbeit niedergebrachten Schachtes, bis zum Jahr 1872 war er überdies der tiefste Schacht der Welt — eine überragende technische Leistung!
614 klecken: wie 395
615 Strecke: bergmännische Auffahrung; Streichstrecke: in der Richtung des Erzganges
620 Stürzer: Erzausschütter
Wassergeber: Wasserheber, auch Arbeiter beim Wasserrad, der das Aufschlagwasser beim Rad zugibt oder regelt
621 Nachläufer: Förderer
Anschlager: stürzen das Erz beim Schacht in die Fördertonne und geben Zeichen (Signal) zum Hochziehen
625 Schram: schmaler ausgehauener Erzgang (oder im Tauben gehauen), hier soviel wie Abbau
Zeche: Abbau
631 Käse (Originaltext Zygr)
632 Avisio (Eweis) im Fleimstal
634 Boden im Lechtal
635 raß = scharf
641 Setzküchlein: kleine Krapfen
644 Kohle: Holzkohle
662 Treid: Getreide, Korn
666 Kesten: Kastanien
674 Gai: freies Feld
681 Neunaugen: Fischgattung
683 Bachnamen; Schnalsertal im Vintschgau
690 Rauschholz : zum Gelbfärben verwendet; wahrscheinlich das Strauchholz der Rauschbeeren, auch Sumpfheidelbeeren oder Trunkelbeeren; diese sind die Früchte von Vaccinium uliginosum; die Früchte gelten immer wieder als giftig; eine Umfrage bei der Bevölkerung in Kärnten und Salzburg hat jedoch ergeben, dass die Früchte dort überall gegessen werden. Möglicherweise ist unter Rauschholz vielleicht auch das Rauschbeerkraut, Folia Myrtilli, vielleicht auch Rauschhanf, Herba Cannabis indicae, ein Suchtgift, zu verstehen; das Rauschkraut ist Folia Uvae ursi. — Möglicherweise wurde unter „Rauschholz" auch Kreuzdorn (Rhannus catharica) oder Ginster (Genista tinctoria) verstanden
696 Tarasp im Engadin (heute Schweiz), gehörte damals zu Tirol
Laudeck: Sauerbrunn von Ladis, bei Landeck
704 Welsberg im Pustertal
705 Vitriol: kupfersalzhaltiges Grubenwasser
707 Felchen: Fischart
711 Seide: Seidenraupenzucht in Rovereto
720 — 725 verschiedene Weinsorten
732 Alant: Radix Enulae; verschiedene Arten: Deutscher Alant, Echter, Sperriger, Wiesenalant; Kraut, Beeren, Blumen, Blüten, Rinde sind Gift, die Wurzeln sind ölhaltend (Radix Enulae). Das Wurzelöl wird medizinisch als auswurfförderndes und harntreibendes Mittel verwendet; frühere Bezeichnung: Inula helenium
Zitwer: Drogenpflanze, Curcuma Zedoarla; es gibt verschiedene Arten: Deutscher Zitwer, Falscher, Langer, Runder; im Jahr 1836 (Arzneimittellehre von Carl Damian Schroff) lautete die Bezeichnung: Acorus ealamus; aromatisch riechender, dicker, verzweigter Wurzelstock, der schwertförmige, über 1 m lange Blätter trägt, mit dem Aaronstab nahverwandte Pflanze; kommt aus Ostasien, Indien und Atlantische Küsten. Der habsburgische Leibarzt Matthiolus hat diese Wurzel im Jahr 1557 in Prag in die Medizin eingeführt, soll die ersten Exemplare vom kaiserlichen Gesandten aus Konstantinopel erhalten haben. Verwendung: Deutscher Zitwer: als Tee, angeblich krampfstillend und appetitanregend, ätherisches Öl, aus dem Wurzelstock destilliert, als magenstärkendes Mittel, weiters in der Gegenwart für Calmus-Likör, auch im Roßbacher-Magenbitter enthalten
736 — 737 Noch heute sind zum Einmachen von Gurken Salz, Senf und süßer Wein z. B. nötig
741 Schabs bei Brixen
743 am Barren: im Stall
746 Karplein: Fischart (möglicherweise Karpfen)
748 Rovereto (Rovreit, Rovereit)
751 Korduanleder: pflanzlich gegerbtes Saffianleder (sumachgares Ziegenleder), meist schwarz gefärbt und genarbt, als feines Taschnerleder begehrt
Quelle: Franz Kirnbauer, Der Tiroler Landreim (1558), Wien 1964.
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