Der Tiroler Landreim, Teil 4
Von Georg Rösch von Geroldshausen, 1558
Der Tiroler Landreim, Teil 1
Der Tiroler Landreim, Teil 2
Der Tiroler Landreim, Teil 3
Der Tiroler Landreim, Teil 4
andre das nicht viel besser machen.
Von der Seidenwürmer großen Menge
viel Volks nährt sich deren nicht wenig
um Trient herum, Pergine, Rovereit
und das Lagertal hin weit und breit.
|
755 |
Keine Arbeit wird dadurch eingestellt,
weil sonst nur Feiern in diese Zeit fällt.
Die Arbeit ist dazu noch schlecht,
für müßige Leute eben recht.
Dieser Seidenhandel nützlich
|
760 |
ist gleichwohl welschen Landen verdrießlich.
darauf muss man aber nicht achten,
jedes Land tut nach seinem Nutzen trachten.
Von eines ganzen Landes Holz, mit Nutzen verhauen,
sind auf dem Nonsberg, wohl erbauen
|
765 |
vierundzwanzig Schlösser zu schauen,
vierthalbhundert Dörfer fürwahr
und vierundzwanzig Pfarren gar.
Haben Fisch und Wildpret, Wein und Korn,
geschickte, gelehrte Leut, daselbst geboren;
|
770 |
Rendenater Kälber und der Etsch Hitz,
der Blauvögel und Steinrötel Fürwitz,
Pineider Krebse und feiste Kitz;
Primörer Wald und Holz ohne Zahl,
wie allerlei Sorten gutes Metall.
|
775 |
Auch Lagertaler Tüpfling geil
's gibt deren viel und nur wohlfeil;
Fasan und Rebhühner dabei.
Seiseralm, die trägt viel Heu;
alle Waren und Holzes abzollen
|
780 |
und Valsuganas edle Schafwollen.
Von etlich großen Flüssen wohlbekannt,
deren viel entspringen in dem Land:
Nahe bei dem Toblacher Feld
die Drau und Rienz ich euch vermeld',
|
785 |
die Isar wird auch darunter zählt,
die aus dem Lafatsch herein fällt;
aus dem Lechtal der Lech herprellt.
die gewaltige Etsch am Reschen entspringt,
macht drei Seen, viel Wasser von da herdringt,
|
790 |
— das Gericht Nauders Lob davon singt, —
dieselbig fließt gegen Mittag hin.
Der gewerbige Inn gegen Morgen trägt Gewinn.
Tut alles Holz gegen Hall bringen
zum Salzsieden. Gott geb' das Gelingen!
|
795 |
Im Kloster Stams lobeleich
ruht fürstliches Blut von Österreich.
Mit Wahrheit muss jeder gestehen,
dass niemand wird haben gesehen
von gegossenen Bildern einen gleichen Schatz,
|
800 |
wie sie zu Innsbruck haben ihren Platz.
Im uralten Gotteshaus zu Wilten
liegt begraben der lange Recke Haymon,
ein edler Römer und ernster Held —
diese Wüste hat er sich auserwählt;
|
805 |
führt' ein bußfertigs Leben, war freigebig,
und der erste Christ in dieser Wildnis.
Tat viele armen Leute erretten,
die da durchzuwandern hätten,
vor großen Drachen und Straßenrauberei,
|
810 |
beschloss also sein Leben dabei
in Ehrfurcht und zu Gottes Ehr,
all, was er hatte, gab er her
und machte dem Gotteshaus einen Anfang.
Das ist an die neunhundert Jahr lang.
|
815 |
Von einem Wunder muss ich noch sagen,
das sich begeben vor alten Tagen.
Herzog Sigmund, lobeleich,
von Österreich der Fürst gar huldreich,
hatte ein gar gewaltig springend's Pferd,
|
820 |
davon man Wunder über Wunder hört.
Zwischen Innsbruck und dem Dorf Amras
auf dem weiten Feld geschah das:
er setzte aufs Pferd einen Edelknaben
und hieß ihn übers Feld traben,
|
825 |
zu sehn, was mit Laufen und Springen
möge diesem Pferd gelingen.
So kam's unversehens dar
an einen Graben, der recht weit war.
Im Hui gab es sich in den Sprung
|
830 |
wohl mit dem Edelknaben jung,
übersprang den Graben gewaltiglich —
vierzig Werkschuh warens' sicherlich!
Die Wahrheit muss man zugestehen,
so man die zwei Steine hat gesehen,
|
835 |
die deshalb gesetzt und gemessen ab,
wo gesprungen das Pferd und der Edelknab.
Des Brenners werde nicht vergessen —
er tut sich nicht wenig vermessen:
er sei allein in Tirol der,
|
840 |
welchem von allen zugehe
alle Witterung des Himmels Lauf,
dass dieselbe nicht komme zuhauf;
da jederzeit und ordentlich
abzuteilen ist notwendig.
|
845 |
In großer Höh' eine gewaltige Straß'
wird benützt ohne Unterlass.
Von jeder Seite ein Fluss herabfällt,
sie machen zwei Seen, Sälmling außerweit.
Weißer Marmor wird da oben gehauen,
|
850 |
wovon die kaiserlichen Stifte erbauen
sind, zu Innsbruck in der werten Stadt,
wo der Landesfürst seine Wohnung hat.
Dieser kalte Berg trägt Früchte, doch spat,
ist bewohnt, und auch eine Kirchen hat.
|
855 |
Der grüne Sommer reizt die Leute zum Singen,
der Eisack tut dort oben entspringen,
der Berg treibt auch die Sill von ihm gach,
gibt Waschgold, samt dem Weerer Bach.
Ziller, Kundl, Ache geben Nutzen viel,
|
860 |
im Schmelzen man ihrer nicht entbehren will.
Talfer, Eweis, Passer, Cysmon und Prenten
Astich, Vanoy, tragen Holz viele Zenten.
Die sieben Fluß', auch Persen spat und früh
laufen welschen Landen zu.
|
865 |
Die Vils und Sarch haben auch nicht Ruh', —
in allen diesen edle Fische suchen tu!
Im römischen Reich ist kein solcher Paß,
der zugleich ist eine gewerbig sichere Straß'
aus und ins welsche Land, wie ich sag,
|
870 |
als in Tirol gefunden werden mag.
Lärchenbeilpech sammelt man mit Fleiß,
in Welschland hat es seinen Verschleiß,
das geben die Wälder im Pustertal
und in der welschen Umgebung überall.
|
875 |
Berggrün und Lasur wird gemacht viel.
Die Salzpfanne gibt Kesselbraun subtil
zu Feuerbüchsen. Sonnwend-Jocher Nieren
tut man ins weite Land verführen.
Auf dem Zirler Berg bricht das Thyrschenblut,
|
880 |
Bitumen auf Latein, gar gut.
Bei Kufstein ein Berg brennen tut,
am Pölsen genannt, ohne besondere Hut
gibt er Kalk, bedarf keiner ferneren Glut.
Der Salzberg ist auch des Gipses voll,
|
885 |
ist auch um Trient und an mehreren Orten zu finden wohl.
Bei Thaur auf der Burrn bricht Marmor gar schwarz,
mit durchzogenen Strichen, weiß wie Quarz.
In Gleirsch man gute Kreide findt,
damit nährt sich das arme Gesind.
|
890 |
In Prags und mehreren Orten findet sich
Bolus Armenus gewaltiglich.
In Pfunders die blaue Farbe Indich.
Alaun viel in Martell man sieht,
liegt in dem Schlanderer Gebiet.
|
895 |
Hinter Montani hoch am Joch —,
such es oben, so findest du's noch!
Auf Rossener Berg, sei euch kund,
bricht roter Arsenik, ein Ausbund.
Markasit ein Berg nicht allein.
|
900 |
Quecksilber gibt das Stanzer Tal rein.
Magnetkies in Persen und in Flaggen,
Klausner Schmelzwerk und in dem Saggen,
Pfitscher Schwefels-Gang, Volderer Spießglas,
als an beiden Orten findet man es sonst nicht baß.
|
905 |
Granaten, Talk, Kobalt, Federweiß, —
die Malachite haben ihren Preis.
Ferner, oder Kees, im ewigen Eis,
hat Bergkristalle dabei, durchsichtig weiß.
Noch weiß ich ein Geheimnus,
|
910 |
es ist der edle Lapis Armenus,
den man sonst bringt aus fernen Landen, —
der ist auch in Tirol vorhanden!
Aber man soll ihn nicht jedem offenbaren,
der Welschen sonst viele im Lande umfahren.
|
915 |
Sie tun alle Berge und Täler durchstreichen,
ob sie was Köstliches möchten erschleichen,
es zu tragen heimlich aus dem Land.
Dass man dem zusieht, das tut mir an.
Und auf viele Bergwerke ohne Zahl,
|
920 |
die gefunden werden zu Berg und Tag,
gibt's ansehnliche Messinghütten drei,
bei Brunneck, Reutte, Pergine, auch Galmei.
Gänge von Glaserz, Kies, Eisen und Blei.
Auch kunstreiche Gießer der Metall
|
925 |
von Bildern, Glocken, Büchsen gibt es nach der Wahl.
Besser gediegen Blei wird nicht gefunden zwar
als am Schneeberg über das ganze Jahr.
Mit wenig Rauch auch daselbst gedörrt,
der Luft alle Feuchtigkeit verzehrt,
|
930 |
aller Täler edle Viehweid
gibt in Käs, Schmalz und Sauermilch kaum Unterschied.
Der Hirschen und Gemsen lustigs Gejaid
gibt es, wie andernorts im Land,
auch bei Zirl, in der St. Martinswand;
|
935 |
wo der Edel Fürst lobesam
sich verstieg ganz unversehen,
weiland Kaiser Maximilian.
Die Wahrheit muss man zugestehen:
hätte Gott nicht seine Gnad ihm mitgegeben,
|
940 |
wär' er gekommen um sein junges Leben.
Aus Gottes Hilfe widerfuhr ihm nix.
Zum Zeichen dafür ist gesetzt ein Kruzifix.
Gleicherweis in der Ries und in der Achen
tut man zu Land und Wasser fangen
|
945 |
— zu eines Landesfürsten Ergötzlichkeit —,
— billig zu rühmen auch wegen der Lustbarkeit, —
des ganzen Landes reiche Fischweid.
Als: Hechte, Karpfen, Nasen, Persich, Schlei',
Grundln, Pfrilln, Tholbm, Laugn, Haßln und Scharln dabei,
|
950 |
edle Sardelin und gute Aal
und Aschen und Förchen überall.
Rothuchen bei Rattenberg und Kufstein,
gewaltiger Größe, daneben auch kleine.
Heiterwanger Förchen sind wohlbekannt
|
955 |
und gepriesen im ganzen Land.
Andere Förchen verargens zuhand,
wollen durchaus nicht schlechter sein.
Die Zeitäsch kommen auch herein
und laufen mit in diesem Spiel.
|
960 |
Alle feist, keiff, recht gut und subtil —
womit sich Tirol begnügen lassen will.
wir wollen ganz schweigen der wilden Tier,
fast allenthalben sie sich finden schier:
Bären, Wildschwein, graue und weiße Hasen, Lüchs
|
965 |
Wolf, Hermelin, Marder, Dachs, Otter und Füchs.
Der edel Auerhahn und seine Henn,
die in hohen Gebirgen zusammen stehn,
sowie der Spielhahn, der spielen tut
mit seiner Henn', sind Wildpret gut.
|
970 |
Das herrlich' Haselhuhn ist saftig-marb.
Schneehühner verlieren im Sommer die Farb.
Das zarte Steinhuhn, wenig gemein,
und Schnepfen im Sommer, groß und klein,
findt man mit anderm Geflügel viel —
|
975 |
wenn's nur wer haben und zahlen will!
Kranabittgrün wächst viel schöner Gestalt
um den Ansitz Freundsheim ein ganzer Wald;
Peisl oder Erbseln bei allen Straßen, voll.
Eingemacht sie den Durst löschen wohl.
|
980 |
Artischocken, — das Herren-Essen! —,
Große Bäum' von Marzräuten und Zypressen,
edle Ölbäum bei Riva und Neuhaus,
nebst Rosmarin wachsen alle bei uns zu Haus.
Der Schneeberg und andere Berge mehr
|
985 |
geben wohlriechenden Speick her.
Für edle Kräuter und Würzen mancherlei
im Gebirg ist der rechte Mai,
der da füllt das Gesicht von der Eben.
Von beiden Seiten der Berg' ist gut leben.
|
990 |
Bis zu oberst der grüne Wald —
im ebenen Land dir solches weit fehlt.
Wer stets die gemeine Straßen geht,
zu schauen dem das Allerbeste entgeht:
viele Schlösser, Dörfer, trächtige Weid,
|
995 |
lustige Höf, Seen, dazu Treid.
Schöne ebene Böden, Almen grün,
wo spät im Sommer viel Kirschen blühn.
Zu Sankt Michel- und Gallen-Tag
wird's Zeit, dass man sie abbrocken mag.
|
1000 |
Erdbeeren gibts im ganzen Sommer viel,
die erst' und letzt' Frucht — wer sie klauben will.
Das zahlreiche Volk im ganzen Land,
das niemand sehen kann zurhand,
es sei denn, er ziehe über Berg und Tag,
|
1005 |
das wird ihm erst kund dann allzumal.
Auch manches ehrliches Kriegsmanns Gesind
sich recht gut in diesem Land befindt.
Auf alle diese Gaben und Gnad
wolle Gott sehen vom Himmel herab
|
1010 |
und sie dem Lande allzeit mehren,
es in aller Trübsal erhören;
den Landesfürsten samt Volk und Scharen
in alle Ewigkeit bewahren.
|
1015 |
Amen
|
|
|
|
Gedruckt in der fürstlichen Stadt Innsbruck
durch Ruprecht Höller in der Hofgassen
und vollendet zu Ausgang des
achtundfünfzigsten Jahrs.
|
|
Erklärungen berg- und hüttenmännischer sowie allgemeiner Ausdrücke:
Vers
753 Seidenzucht in Rovereto (auch 761)
755 Pergine (Persin)
766 Nonsberg: Tal westlich und nordwestlich von Trient
772 Rendena-Tal nördlich Riva
773 Blauvogel: Blaumeise
777 Tüpfling: Speisetrüffel: Lagen, Eisacktal
797 Im Kloster Stams liegen die Tiroler Landesfürsten vom 13. Jahrhundert bis zu Erzherzog Sigmund dem Münzreichen († 1496) und die Kaiserin Maria Bianca Sforza begraben; Stams ist die Gruft der Tiroler Landesfürsten
801, 802 Bronzestatuen in der Hofkirche zu Innsbruck, „Eiserne Mander" im Volksmund genannt, hergestellt und gegossen in der Zeit 1509 — 1555 von verschiedenen Gießern und nach verschiedenen Entwürfen, im wesentlichen wurde dafür nur Schwazer Kupfer verwendet
804 Der Sage nach soll der Ritter Haymon, ein Gefolgsmann Dietrichs von Bern, in einem Zweikampf den Riesen Thyrsus erschlagen haben; sein Blut versickerte in den Felsspalten bei Seefeld; daraus wird heute das „Thyrschen-blut" gewonnen (Schieferöl aus den bituminösen Mergelschiefern, woraus die „Ichthyol-Präparate" und andere pharmazeutische Produkte hergestellt werden). Gründung des Klosters Wüten im Jahr 1338 durch Papst Innozenz II.
819 Herzog Sigmund regierte 1440 — 1490 (geb. 1427, gest. 1496)
lobeleich : wie 797, lobenswert
823 Amras (Dorf), Ambras Schloß
834 40 Werkschuh: rd. 12 m
850 Sälmling: Fischart
863, 864 Flußnamen, ebenso 865, 867; Eweis = Val Avisio
Zenten: Zentner
877 Berggrün: Malachit, grünes Kupfermineral, von der ehem. Zusammensetzung Cu2(OH)2CO3; unter „Berggrün" kann aber auch „Grüne Gur" — Eisenvitriol "oder Grüner Ocker verstanden worden sein, ein weiches Mineral, das zur Farbenherstellung verwendet wurde
Lasur: Kupferlasur (Azurit), blaues Kupfermineral von der ehem. Zusammensetzung Cu3(OH)2(CO3)2; diente zur Herstellung der Ultramarinfarbe
878 Kesselbraun: Kesselstein (Kalziumkarbonat, CaCO3), dunkelbraun gefärbt durch Eisenoxyd
subtil: fein
879 Sonnwendjocher Nieren: Feuersteinknollen (SiO2) in Kreidekalk, Vorkommen im Brandenberger Tal nördlich von Rattenberg; Feuerstein benötigte man zum Feuerschlagen
881 Thyrschenblut: wie 804
882 Bitumen: Schieferöl, im Volksmund Thyrschenblut genannt
884 Glanzkohlenflöz, seinerzeit jahrelang am Ausbiss brennend, nachmaliger Kohlenbergbau von Häring; bis zum Jahr 1954 in Betrieb
885 Berg Pölsen bei Häring
893 Bolus Armenus: Roteisenstein (Fe2O3), feinst vermahlen; Minerophilus Freibergensis schreibt im Mineral- und Bergwerkslexicon (Chemnitz 1743. S. 40) folgendes: „Armenischer Bolus, Bolus Armeniae, oder Orientalis, Rotstein genannt, so vor diesem aus Armenien gebracht, nachgehendes aber auch in Teutschland und bei uns (in Sachsen) gefunden worden. Er bricht gemeiniglich in Eisen-Gruben, u. zw. sehr häufig; das Obere Erzgebirge ist reichlich damit versehen." — Auch „Siegelerde" genannt; wurde zum Rotfärben des Siegelwachses verwendet.
894 Indich: blaue Farberde (wie Indigo), möglicherweise aber hier Grünerde gemeint
895 Martell im Vintschgau
Alaun: benötigt in der Gerberei, für Sohlen, Schuhe, im Bergbau für Belederung von Pumpen, Ledersäcke für Erz- und Wasserförderung (Bulgen)
900 roter Arsenik: Realgar, rotes Arsenmineral, AsS (Arsensulfid)
Ausbund: Auslese
902 Markasit: Schwefel- oder Eisenerz, chemisch wie Schwefelkies, FeS2, jedoch rhombisch kristallisierend; Markasit war um 1588 jedoch ein unklarer Begriff, man verstand darunter sowohl Schwefelkies als auch Wismuterze oder Nickelerze
903 Quecksilber: gemeint ist Zinnober, HgS, denn sogenanntes Jungfernquecksilber, d. h. Quecksilber in Tröpfchenform, kommt nur äußerst selten vor
904 Magnetkies: Eisenmineral, Fe3O4
905 Gang: Schwefelkiesgang (Erzgang), oder aber auch Stollen oder Bergbau Spießglas: Silbererz, auch Glaserz genannt, Ag2S, heutiger Name Silberglanz; reiches Silbererz
906 baß: besser
907 Granat: Eisen-Aluminiumsilikat, Fe3Al2 (SiO4)3; Almandin: Magnesium-Aluminiumsilikat (Pyrop), Mg3Al2 (SiO4)3
Talk: auch dichter Speckstein, identisch mit Federweiß; gemahlener Talk führt heute den Handelsnamen „Talkum", ist ein wasserhaltiges Magnesium-Tonerde-Silikat von der ehem. Zusammensetzung 3 MgO 4 SiO2 H2O
Kobalt: wahrscheinlich kein Kobaltmineral, sondern es dürfte ein Nickel oder Wismuterz darunter verstanden worden sein; das Metall und Element Kobalt war im 16. Jahrhundert noch unbekannt; es wurde so benannt, weil diese Erze die alten Bergleute narrten, da sie nicht verhüttet werden konnten, man sah sie als durch die bösen Berggeister verhext an
910 Bergkristall: durchsichtiger, reiner Quarz (SiO2)
912 Lapis Armenus: wörtlich armenischer Stein; ein Mineral von blauer Farbe, wahrscheinlich Lapislazuli, ein blaues Kupfermineral, in die Sodalithreihe gehörig. Im „Minerophilus" (Chemnitz 1743, Mineral- und Bergwerkslexicon, S. 40) ist angegeben: „Armenier-Stein, Armenius lapis. ist ein Stein, so zwar dem Namen nach aus Armenien gekommen, nunmehr aber sich sehr häufig in Teutschen Bergwerken befindet, und mehrenteils in Silber-Gruben, neben dem Berggrün, siehet grün-blau aus; daher das Bergblau für die Maler daraus gemacht wird."
916 Welsche: Walen, Venediger, Venedigermännchen
919 Walensagen: Sagen von den geheimnisvollen Erzsuchern
924 Bruneck: irrtümlich hier genannt, richtig ist Lienz; in Bruneck bestand nie eine Messinghütte, wohl dagegen in Lienz
Persin: Pergine
Galmei: oxydisches Zinkerz (Zinkspat) (ZnCO3), meist mit Kieselzink und Hydrozinkit vermengt
925 Gang: Erzgang
Glaserz: Silbererz, Spießglas; siehe 905
929 Schneeberg bei Sterzing, alter Blei-Silbererzbergbau
950 Schlei: Schleien
974 wenig gemein: sehr selten
979 Freundsheim bei Telfs
980 Preisel: Preiselbeeren
982 Artischocken: Gemüseart (Cynara cardunculus), der Diestelgruppe angehörig; Artischocken konnten damals nur von reichen Leuten gekauft und gegessen werden, sie waren teuer
984 Riva: früherer Name Reiff
995 wichtiger Hinweis auf das Wandern
1000 St. Michel- und Gallen-Tag: 16. Oktober, also sehr spät für Kirschenpflücken auf den Almen
Schluss: Ruprecht Höller wurde 1554 von König Ferdinand als besoldeter Buchdrucker in Innsbruck angestellt
Quelle: Franz Kirnbauer, Der Tiroler Landreim (1558), Wien 1964.
© digitale Version: www.SAGEN.at
|
|
|