TRAFOI, KAPELLE ZU DEN HL. DREI BRUNNEN
Trafoi, Vinschgau, Südtirol
Trafoi, Kapelle zu den hl. drei Brunnen
am Fuß des Ortler
© Berit
Mrugalska, 17. Mai 2005
1701 - 1702 an Stelle einer älteren
Kapelle erbaut, daneben Brunnenkapelle aus Holz, früher von Einsiedlern
betreut.
Andachtsgegenstand: Stehende gekrönte Marienstatue, wallender Schleier
von der Krone, über Weltkugel und Schlange, Zepter im rechten Arm,
gekröntes Kind auf linkem Arm, das im rechten Arm den Zepter, im
linken Arm die Weltkugel hält, 17. Jahrh. Im Winter wird die Statue
in der Expositurkirche geborgen.
Das Gnadenbild der Muttergottes von Trafoi,
Suldental
der Überlieferung nach steht das Gnadenbild
in engem Zusammenhang mit Johannes de Grava,
dem Gründer des Kloster Münster mit Hospiz.
Fast jedes Haus aus in Trafoi stellte sich unter dem Schutz der Gnadenmutter,
auch an die
Standschützen im Ersten Weltkrieg wurden Bilder der Gnadenmutter
verteilt.
Vgl. "Die Marienwallfahrt zu den hl. Drei Brunnen in Trafoi",
Matthias Thöni, o.a.J., 8. Auflage
© Berit
Mrugalska, 17. Mai 2005
Legende:
Ein Geistlicher brachte den Andachtsgegenstand aus S. Maria bei Münster in der Schweiz und befestigte ihn auf einer Tanne. Dort wurde er aber vergessen, und als eines Tages ein Holzhacker seine Axt in die Tanne einschlug, hörte er plötzlich aus den Zweigen eine Stimme: "Hack nur zu, doch hack mich nicht!" Als er erstaunt aufblickte, sah er oben in den Ästen die Marienst. Nun wurde ihr eine Kapelle errichtet, angeblich 1229. In diesem Jahr nun war ein frommer Hirte mit Namen Moritz Augenzeuge, wie auf einmal vor ihm aus der Felswand eine dreifache Quelle hervorsprudelte, die in jedem Strahl ein Kreuz mit sich führt". Hastig griff er nach diesen Kreuzen und beschloß, eines davon der St. Ulrichskirche nach Stilfs zu verehren und das andere nach Münster, das dritte aber entfiel seinen Händen, während er nachsann, wohin er es spenden sollte, und verschwand im Wasser.
Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:
Heilquelle, die in besonderer Kapelle entspringt und aus drei Brunnenröhren rinnt, die in die Brust der Statuen von Jesus, Maria und Johannes eingesetzt sind. Besonders bei Wetterschaden, Augen- und Frauenleiden aufgesucht. Das Wasser wirkt nur heilwirkend, wenn man aus allen drei Brunnen trinkt.
Votive: Zahlreiche Votivbilder des 18. und 19. Jahrhunderts (das älteste von 1693), auf denen vielfach der Hirte erscheint, der neben der dreifachen Quelle kniet, in jeder Hand ein Kreuz haltend, wahrend das dritte wegschwimmt. - Stachelkugeln und die üblichen Votive, vermutlich Augen, vielfach Holzvotive, darunter Pferde und Faschenkindl.
Sehr eindrucksvolle Votivgaben in der Wallfahrtskirche
Maria Heimsuchung:
Arme, Beine, Gebärkugel, Geh- und Sehhilfe sprich Brille
© Berit
Mrugalska, 17. Mai 2005
Wallfahrtszuzug: Besonders am Pfingstdienstag, wo der Andachtsgegenstand zurückgebracht wird, auch zu Jakob und Bartholomäus.
Wandgemälde mit Wundern Marias. An einer Seitenwand der hl. Stein eingemauert, den der Einsiedler Alex. Steger 1740 aus Rom mitgebracht und dort an verschiedenen Heiltümern berührt hatte.
Trafoi:
Der Schriftsteller und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud
war einer der Gäste die Trafoi mitgeprägt haben. Nach einem
Aufenthalt im ehemaligen Luxus Hotel Trafoi verfasste Freud seine Abhandlung
über den "Lapsus" und setzte Trafoi durch seine Erwähnung
in diesem wichtigen Werk ein Denkmal. Auch Stefan Zweig besuchte einst
Trafoi und benützt sogar in einem seiner Werke Trafoi und die Stilfserjochstrasse
als Kulisse.
weitere Bilder von den heiligen Drei Brunnen in Trafoi ->
Literatur: S.
Maria ad tres fontes. Die Gnadenstätte zu den hl. 3 Brunnen bei Trafoi.
Einsiedeln o. J., 8°;
Die fünf Gnadenorte der . . . Himmelskönigin Mariae Latsch,
Tschengels . . . Trafoi . . . Brixen 1863, 8°;
Die Marienwallfahrt zu den hl. drei Brunnen von Trafoi. Bozen o. J., 8°;
Weingartner. IV, 333;
Schlern, 1947, 1. H., 12 ff.;
Staffler, I, 179 f.;
Andree, 137, 153;
Bayrische Hefte zur Volkskunde, 1914, 138;
Volksbote. 1929, Nr. 19;
Katholisches Sonntagsblatt, 1929, Nr. 19;
Kassiankalender, 1930;
Wanderungen durch Tirol u. Vorarlberg. Stuttg., 85;
Der Tiroler, 1906, Nr. 108;
Pilger, 89 ff.;
Zingerle, 108, 494 ff.;
Tinkhauser, IV. 857 ff.;
Mang, H. K., 151;
0. v. Hovorka u. A. Kronfeld, Vergleichende Volksmedizin. Stuttgt. 1908,
1. Bd., 426;
Heinrich Noe, Deutsches Alpenbuch, 2. Bd., Tirol u. Vorarlberg, Glogau
o. J., S. 609.
Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten
in Kult und Brauch, Wien 1956, Bd 3, S. 182 - 183
Ergänzungen sind gerne willkommen!