Peterhof – die russische Hauptstadt der Fontänen, Teil 4
© Oksana Fedotova
Peterhof – die russische Hauptstadt der Fontänen, Teil 1
Peterhof – die russische Hauptstadt der Fontänen, Teil 2
Peterhof – die russische Hauptstadt der Fontänen, Teil 3
Peterhof – die russische Hauptstadt der Fontänen, Teil 4
Scherzfontänen
Zwei einfache weiße Bänke im Monplaisir-Garten mit vergoldeten Maskaronen an den Lehnen lenken ständig die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Das sind die berühmten Petrinischen Scherzfontänen. Man kann sich leicht vorstellen, wie früher die Damen und Kavaliere an einem heißen Sommertag zu den Banken eilten, um sich im Schatten der Bäume etwas abzukühlen. Plötzlich wurden sie aber von Wasserstrahlen erreicht.
Maskaron – Detail an der Bank
Diese Bänke sind besonders bei Kindern beliebt, sie meinen, das Wasser kommt beim Treten auf einen bestimmten Stein vor der Bank und sie versuchen, diesen Stein zu finden.
Weiße Bank - Scherzfontäne
Sie wissen aber nicht, dass Steine dabei keine Rolle spielen, alles hängt vom bescheidenen Mann im karierten Hemd, der leise hinter der Bank sitzt und von Zeit zu Zeit auf einen Fusshebel drückt...
Weiße Bank - Scherzfontäne
Eine andere bemerkenswerte Scherzfontäne ist der so genannte „Wasserweg“. Die Idee für diese Scherzfontäne gehörte auch Peter I. selbst, sie wurde 1721 geschaffen und 2001 wiederherstellt. Die Fontäne (300! Wasseröffnungen) wird dreimal am Tage für eine kurze Zeit (15-20 Sekunden) eingeschaltet und jedes Mal versammeln sich viele Menschen, um das zu beobachten oder sogar selbst zu erleben:
Scherzfontäne „Wasserweg“
Sonnen-Fontäne
Neben Monplaisir, im Zentrum eines großen Gartens, befindet sich die originelle und technisch komplizierte Sonnen-Fontäne.
Sonnen-Fontäne
Einmal gab es in diesem Gewässer riesige Störe, die in die kaiserlichen Gärten von der Wolga gebracht wurden. 1721-1724 stellte N.Michetti im Gewässer eine Fontäne mit zwanzig bogenförmigen Strahlen um eine Wassersäule auf. Ein halbes Jahrhundert später setzte man in die Kammer des Fontänen-Sockels ein Rad, das das Wasser in Bewegung brachte. Diese Turbine drehte eine Stange mit den parallel aufgesetzten Scheiben, die 187 Öffnungen hatten. Die aus ihnen herausschießenden Strahlen gleichen wirklich den Sonnenstrahlen.
Sonnen-Fontäne
Zu beiden Seiten der Sonnen-Fontäne stehen zwei Volieren für Jagdvögel.
Östliche Voliere
Antike Statue vor östlicher Voliere
Adam- und Eva-Fontäne
Zu Seiten des Seekanals in der Tiefe des Parks stehen zwei Fontänen mit gleichem Dekor – die Adam-Fontäne im östlichen Parkteil und die Eva-Fontäne im westlichen Parkteil.
Adam-Fontäne. Architekt N.Michetti 1722. Bildhauer G. Bonazza 1718.
Ihre Skulpturen sind freie Kopien nach den bekannten Werken von Antonio Rizzi, die heute den Dogenpalast in Venedig schmücken. Die Plastiken sind 1717 Giovanni Bonazza in Auftrag gegeben und in Oktogon-Becken, umgeben von sechzehn Wasserstrahlen, aufgestellt worden. In mehr als 250 Jahren haben die Adam- und Eva-Fontäne keine besonderen Veränderungen erlebt und bewahren heute noch den Originaldekor der Petrinischen Epoche.
Adam-Fontäne
Eva-Fontäne. Architekten N.Machetti und T.Usow 1726.
Bildhauer G.Bonazza 1718.
Löwen-Kaskade
Die Entwürfe für diese Kaskade hatte N.Michetti 1720 fertig, seinen Plan konnte er aber nicht verwirklichen. Erst am Ende des 18.Jahrhunderts hat der Architekt A.Wronichin eine Kaskade auf dem Platz zwischen Birkenallee und Marley-Allee errichtet.
Auf der niedrigen steinernen Mauer wurden acht Vasen und zwei Statuen gestellt, die schon in einem Jahr durch zwei Löwen ersetzt wurden. Das Wasser fiel von den Vasen über die Stufen zuerst in den oberen Becken, dann in den unteren Becken.
1854-55 begann der Bau einer neuen Kaskade: auf dem Granitsockel wurden 14 acht Meter hohe Kolonnen aufgestellt. Aus weißem Marmor wurden 12 flache Schalen gefertigt, die zwischen den Kolonnen gestellt wurden. Im Zentrum der Kaskade steht eine Nymphen-Statue. Die von der alten Kaskade gebliebenen Löwen haben der neuen Kaskade den Namen gegeben.
Löwen-Kaskade
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kaskade zerstört. Die Restaurierungsarbeiten sind erst im Jahr 2000 beendet worden.
Löwe – ein Teil der Löwen-Kaskade
Goldberg-Kaskade.
Die im westlichen Parkteil gelegene Kaskade ist im Unterschied zum Schachbrettberg-Kaskade einfacher gestaltet. Die von 14 m Höhe abgehenden weiße Marmorstufen, Skulpturen, Steintreppen mit Balustraden lassen die Kaskade aber effektvoll erscheinen. Oben auf der Kaskadenwand stehen Neptun mit dem Dreizack in der Hand, zu seinen Seiten der Triton und der Weingott Bachus. Das Projekt ist von N.Michetti ausgearbeitet und 1732 vom russischen Architekten Semzow vollendet worden.
Goldbergkaskade
Die Stufensteigung legte Semzow mit vergoldetem Kupferblech aus, was einen interessanten Lichteffekt durch den fallenden Wasserspiegel hervorrief, deshalb erhielt auch die Kaskade den Namen Goldberg.
Statue der Goldbergkaskade
Statue der Goldbergkaskade
Menager-Fontänen
Die zwei Fontänen, die eine kompositionelle Einheit mit der Goldberg-Kaskade bilden, erhielten den Namen Menager-Fontänen erst in der Mitte des 19.Jahrhunderts, obwohl die Idee für ihre Errichtung noch Peter I. gehört. Menager bedeutet auf Französisch ‚sparsam umgehen’.
Diese bis zu 15 Meter emporschießenden Wassersäulen rufen den Eindruck eines unglaublichen Wasserreichtums hervor. Sie sind aber innen hohl. Jede Düse der Fontäne bildet ein Rohr mit 30 cm Durchmesser. In jedem Rohr steckt ein mit der Spitze nach unten gerichteter Kegel. Zwischen dem Kegel und der Rohrwand ist ein Spielraum gelassen, durch den das Wasser unter hohem Druck emporsteigt.
Menager-Fontäne
Glocken-Fontänen
1724 beabsichtigte man, neben den Menager-Fontänen vier Fontänen zu Äsopischen Fabelsujets einzurichten. Einige Jahre später wurde aber beschlossen, hier vier Tritonenfiguren aufzustellen, die 1721 in England gegossen wurden und zuerst für die Große Kaskade gedacht waren. Über den Tritonenköpfen standen mit Blei überzogene Holzschalen, die von Ungeheuern gestützt wurden.
Am Ende des 18.Jahrhunderts ersetzte man die Schalen durch flache Disken mit einem Rohr im Zentrum. Das aus ihm fließende Wasser bildet die Form einer Art Glocke, die den Fontänen ihren Namen gab.
Glocken-Fontäne „Triton“. Architekt Johann Braunsteig, 1721.
Glocken-Fontäne „Triton“ (Detail)
Januar 2008, Fotos: 30.Juli 2007
Quellen:
1. PETERHOF. Die Fontänen. Almanach „Die Schätze Russlands“. Verlag „Abris“, St.Petersburg, 1996
2. [Link] www.peterhof.ru – inoffizielle Web-Seite über die Stadt Peterhof und das Museum-Reservat
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