Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 1


© Wolfgang Morscher und Hubert Tscholl

Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 1 - Einleitung / Marmorbruch
Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 2 - Marmorseilbahn
Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 3 - Transportbahn Laaser Tal
Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 4 - Schrägbahn
Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder, Teil 5 - Transportbahn Tal, Zusatzinformationen

Wegen der hohen internationalen Nachfrage steht diese Dokumentation in folgenden Sprachen zur Verfügung:

Marble road in Laas – technological wonder of the world
Le système de transport du marbre à Laas (Tyrol du Sud) – une merveille technique mondiale
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Die Marmorbahn in Laas - ein technisches Weltwunder
     

Das erste Buch zu dieser spektakulären Eisenbahnlinie in den Alpen:
Die Laaser Marmorbahn. Ein Meisterwerk der Technik

Hubert Tscholl, Die Laaser Marmorbahn. Ein Meisterwerk der Technik



Die Marmorbahn in Laas im Vinschgau, Südtirol, kann zu Recht als technisches "Weltwunder" bezeichnet werden, da es sich um eine eben weltweit einzigartige Einzelanfertigung in unvergleichlicher Umgebung (Nationalpark Stilfser Joch) handelt.

Zudem repräsentiert die Laaser Marmorbahn ein technisches Denkmal des höchsten Standards, da diese in unverändertem Originalzustand seit 1930 betrieben wird.
Es handelt sich um die letzte in Europa bestehende Anlage dieser Art im Originalzustand, welche zudem in industriellem Produktionsbetrieb steht. Derzeit ist die weitere Erhaltung der Anlage gefährdet.

Schrägbahn Marmorbergwerk Laas © Wolfgang Morscher

Schrägbahn Marmorbahn Laas
Eine Konstruktion der "Adolf Bleichert & Co. AG", Leipzig, 1929, der größte Bremsberg in Europa.
© Wolfgang Morscher, 3. August 2007



Bei der Laaser Marmorbahn handelt es sich um eine Eisenbahnanlage in vier Etappen, die über eine Bremsberg-Konstruktion dazu dient, den Marmor aus dem Göflaner Marmorbruch (2200 m Seehöhe) und dem Weisswasserbruch (1555m Seehöhe) zu Tal zu bringen. Es ist dazu ein Höhenunterschied von 1500 m zu bewältigen.

Um den Nationalpark Stilfser Joch zu schonen, wurde schon im Jahr 1929 die Lösung mittels Seilbahn und Elektrolokomotiven geplant und errichtet, da ein LKW-Transport der Natur großen Schaden zufügen würde und auch wesentlich kostenintensiver wäre.

Geographische Übersicht zur Marmorbahn in Laas:

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Früher wurden die Marmorblöcke auf Schleifbäume ("Schloafbam") verladen und mit Seilen ins Tal gebremst. Auf flacheren Teilstrecken kamen Protzen oder Schlitten zum Einsatz. 1882 wurde am Göflaner Berg eine Art Rutschbahn (Steinsäulen) gebaut, mit der die Steine über quergelegte Rundhölzer ("Schwartlinge") geschleift ("g'schluzt") wurden, wobei sie mit um massive, seitwärts in den Boden gerammte Pfosten geschlungenen, dicken Hanfseilen talwärts gebremst wurden.

1928 wurde durch den Ingenieur Francini eine tief greifende Verbesserung der Transportanlagen konstruiert und durch die Firma Bleichert & Co., Leipzig, durchgeführt. Inbetriebnahme 1929 bis 1930. Diese Anlage funktioniert fast automatisch.

Die Marmorblöcke wurden aus dem Göflaner Bruch am Marmorweg, der auch durch drei Tunnels führt, zu einer Seilbahn-Station gebracht (Göflan bis 1999; diese Gemeinde hat derzeit das Recht auf befristeten Strassentransport bis 2009 und nutzt im Augenblick die Schrägbahn leider nicht). Die Blöcke aus dem Weisswasserbruch auf einer kürzeren Stecke ebenfalls dorthin.

Dort werden die Marmorblöcke 170 m tief auf die Westseite des Laaser Tales per Seilbahn gebracht und dort auf die Wägen der Adhäsions-Schmalspurbahn gelegt und mit einer Akkumulatorenlokomotive 1900 m weit durch den Wald bis zur Bremsberg-Bergstation gezogen. Hier ist kein Umladen mehr erforderlich, weil der Schmalspurwagen auf die Plattform des Bremsbergschrägwagens geschoben werden kann.

Auf dieser Standseilbahn ist es möglich, eine 40-Tonnen-Last mit einer Geschwindigkeit von 1m/sek in 16 Minuten zu Tal zu befördern (480 m Höhenunterschied). Auf der Flachstrecke im Tal wird der Wagen von einer Elektrolokomotive zum Lagerplatz gezogen.

Der Laaser Marmor (CaCO3) ist sehr hart, druckfest und wasserundurchlässig und ist daher von Bildhauern, Steinmetzen, Künstlern und Industrie in der ganzen Welt begehrt. Die Marmortypen heißen: "reinweißer Statuario", "Bianco Lasa Classico", "Bianco Lasa Ortles", "Bianco Lasa Cevedale", "Bianco Lasa Cevedale Nuvolato", "Vena Oro", "Vena Verde", "Arabescato", "Fior di Melo" und "Lasa Fantastico".

Die "Laaser Marmorwerke" wurden 1865 von Johann Steinhäuser errichtet. Josef Lechner, genannt "Marmor-Lechner" erreichte um 1883 mit dem Marmor aus dem Weißwasserfall und der Jennwand internationale Bekanntheit des Laaser Marmors. Seit 1982 gibt es in Laas wieder eine Fachschule für Steinbearbeitung.
(nach Rudolf Gurschler, Streifzüge durch den Vinschgau, Schlanders 1994, S. 175 - 203).

Die Laaser Marmorbahn ist seit 1930 ohne Unfall oder Reparatur (selbst die von der Firma Bleichert 1929 gelieferten Getriebeersatzteile mussten bis heute nicht ausgetauscht werden) in Betrieb.

Alle Marmorbrüche von Laas liegen im italienischen Nationalpark Stilfser Joch, daher stellte der Bremsberg - der erste Schrägaufzug der Welt - schon zur Konstruktionszeit und bis heute die umweltschonendste Transportmethode des Marmors dar.

Derzeit (2009) ist die Erhaltung dieses spektakulären und in den Alpen einzigartigen Industriedenkmals in Gefahr.

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© Wolfgang Morscher und Hubert Tscholl, April 2009



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